■ Mit Kaufhausfusionen auf du und du: Mal zu Kartie
Berlin (taz/AP) – Im Kampf der Giganten – Karstadt gegen Kaufhof – hat Karstadt gerade einen Sieg errungen. Mit der Übernahme von Hertie („Gut ist uns nicht gut genug“) kann Karstadt mit einem Jahresumsatz von 28 Milliarden Mark, sieben Milliarden mehr als die Metro-Tochter Kaufhof, seine Spitzenposition klar behaupten.
Bisher hält die gemeinnützige Hertie-Stiftung zur Förderung von Wissenschaft, Erziehung und Volksbildung 97,5 Prozent des Kapitals der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH. Eine weitere Hertie-Stiftung hält zwar nur 0,5 Prozent des Kapitals, aber die Mehrheit der Stimmrechte. Die restlichen zwei Prozent gehören der Erbengemeinschaft Karg.
Der Übernahmeplan ist einfach: Karstadt kauft alles. Vorbehaltlich der Zustimmung des Kartellamtes, dem der Plan inzwischen vorliegt. Über den Kaufpreis wollte sich Karstadt- Chef Walter Deuss gestern nicht äußern. Nach Schätzungen Frankfurter Bankenkreise wird er sich zwischen 1,5 und 1,6 Milliarden Mark bewegen. Karstadt sei ein reiches Unternehmen, sagte Deuss. „Es fällt uns nicht sonderlich schwer, den Betrag zu finanzieren.“ Damit die Verflechtung perfekt wird, soll die Hertie-Stiftung im Gegenzug über 25 Prozent der Karstadt-Aktien erwerben, die bislang der Commerzbank und der Deutschen Bank gehören.
Die Vorteile des Zusammenschlusses sehen Deuss und der Hertie-Aufsichtsratsvorsitzende Guido Sandler besonders in den Einsparmöglichkeiten bei Beschaffung, Verkauf, Logistik und Informatik. Die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen (HBV) begrüßte die Übernahme. Nur so könnten in beiden Häusern langfristig Arbeitsplätze gesichert werden. Jedoch sieht die HBV auch die Gefahr, daß es zum Abbau von Stellen kommen könnte. Schließlich ist es nur plausibel, daß die Rationalisierungseffekte vor allem auf die Einsparung von Arbeitsplätzen in der Verwaltung hinauslaufen werden.
Durch die Fusion wird die deutsche Kaufhauslandschaft recht übersichtlich. Es gibt nur noch zwei Konzerne: auf der einen Seite Karstadt mit Hertie (zu dem wiederum Wertheim und Bilka gehören), auf der anderen Seite Metro, der über 50 Prozent des Kaufhof-Kapitals gehört und zusammen mit der Westdeutschen Landesbank auch die Mehrheit an Horten.
Offensichtlich können die kleinen Kaufhäuser nicht mehr mithalten mit den Riesenkonzernen; diese Erfahrung mußte schon Horten machen. Hertie hat mit 3,4 Milliarden Mark Umsatz nur etwa ein Sechstel des Umsatzes, den Karstadt und Kaufhof schaffen. Auch bei Umsatz pro Quadratmeter Verkaufsfläche und bei den Gewinnen schneidet Hertie erheblich schlechter ab. Und der Abstand zu den Branchengrößen hat sich in den letzten Jahren noch vergrößert. Gut war für Hertie eben doch nicht gut genug. lieb
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