: Mahmud Azhar starb an den Folgen des Überfalls
■ Trotz Obduktionsbericht Anklage auf Totschlag unwahrscheinlich
Jetzt ist es amtlich: Der Pakistaner Mahmud Azhar ist mittelbar an den Folgen eines Überfalles durch einen DDR -Bürger gestorben. Der Obduktionsbericht, den die Staatsanwaltschaft gestern erhielt, nennt als Todesursache eine „beidseitige Lungenarterienembolie“, die durch den überfallbedingten langen Krankenhausaufenthalt und einer Knieoperation entstanden ist. Der Tod sei somit mittelbar durch den Überfall eingetreten, erklärte Justizsprecher Detlef Achammer gestern. Das Obduktionsergebnis werde für die weitere Vorgehensweise der Staatsanwaltschaft Bedeutung haben.
Mahmud Azhar war im Januar zusammengeschlagen worden, als er das Institutsgebäude für Biochemie der Freien Universität verlassen wollte. Acht Wochen später starb er im Krankenhaus. Der Täter wurde damals von der Westberliner Polizei festgenommen, am nächsten Tag aber wieder freigelassen, da der Haftrichter den Überfall nicht als ausreichenden Haftgrund ansah. Heute lebt der Täter unbehelligt in der DDR. Weder dort noch hier liegt bis heute ein Haftbefehl gegen ihn vor.
Daß der Tatvorwurf jetzt, nachdem das Obduktionsergebnis den Zusammenhang zwischen dem Überfall und dem Tod Azhars belegt, von „Körperverletzung mit Todesfolge“ auf „Totschlag“ erweitert wird, ist eher unwahrscheinlich, sagte Achammer zur taz. Die Todesfolge sei für den Täter „nicht abzusehen“ gewesen.
Wie die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft weitergehen und ob noch ein Haftbefehl gegen den Täter erlassen wird, ist noch offen. Die AL forderte am Mittwoch mit einem Dringlichkeitsantrag im Ausländerausschuß, daß der Fall „korrekt aufgeklärt“ wird.
Heute soll anläßlich des Todes von Azhar um 12.00 Uhr auf dem Breitscheidplatz eine Demonstration gegen die wachsende Ausländerfeindlichkeit stattfinden. Die AufruferInnen der Demonstration bitten alle TeilnehmerInnen, als Ausdruck der Trauer über den Tod von Mahmud Azhar ein schwarzes Kleidungsstück zu tragen.
Rochus Görgen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen