Mageres Innenstadtkonzept: Bescheidene Visionen

Handelskammer, Bau und Wirtschaftsressort legen ein Konzept für die Innenstadt im Jahr 2025 vor. Die konkreten Ideen darin sind sehr überschaubar.

An seiner Majestät, dem Poller, scheiden sich die Auto-Geister. Bild: Klaus Wolschner

Sie nennen es „eine Vision“. Eine „sehr konkrete“ sogar, aber es geht ja auch um das Jahr 2025. Und der grüne Bausenator Joachim Lohse hat auch gleich ein tolles Beispiel parat. Eine Idee also für die Bremer Innenstadt der Zukunft: Die Martinstraße, die heute den Weg von der Fußgängerzone an die Schlachte durchschneidet, soll einen durchgehenden Mittelstreifen bekommen. Aber das muss man natürlich erst genauer prüfen.

Über 100 Seiten hat das am Montag vorgestellte Konzeptpapier zur Innenstadtentwicklung. Es ist das Ergebnis langer Zusammenarbeit des Bau mit dem Wirtschaftsressort und der Handelskammer sowie Architekten aus Stuttgart und Stadtplanern aus Hannover. „Außerordentlich gut“ sei die Kooperation gewesen, betonen alle Seiten wiederholt, und „keineswegs selbstverständlich“, sagt Matthias Fonger, der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer. Ein wesentliches Ergebnis: „Die Innenstadt ist größer als der Bereich zwischen Wall und Weser.“ Zukünftig sollen damit also auch die umliegenden Quartiere gemeint sein, die Bahnhofsvorstadt und Findorff, das Viertel, die Übersee und sogar die Neustadt.

Lohses grüner Vorgänger Reinhard Loske hat zumindest immer noch mal vom Abriss der Hochstraße geträumt. In den neueren Visionen steht dazu, dass die „Prüfung weiterer Optionen bezüglich der verkehrstechnischen Machbarkeit einer ebenen Führung der Hochstraße“ zunächst einer „fundierten Grundlage“ bedürfe.

An anderer Stelle, immerhin, gibt es das, was Lohse einen „Ideenüberschuss“ nennt. Dazu gehört beispielsweise ein Flussschwimmbad am Stadtwerder, gleich neben einer neuer Fußgängerbrücke zur Kunsthalle hin gelegen. Auf dem Theaterberg könnte Gastronomie einziehen, auf dem Gleisdreieck hinter dem Güterbahnhof ein „Landschaftsraum“ mit Solarpark entstehen. Aus dem seit Jahren leer stehenden Bundeswehrhochhaus in der Falkenstraße könnte ein „Kreativzentrum“ mit großer Freitreppe und neuen Ausstellungsräumen werden. Und die Innenhöfe der Baumwollbörse sollen mit Galerien, Restaurants und Geschäften belebt werden, nach dem Vorbild der Hackeschen Höfe in Berlin.

Auch an innerstädtisches Wohnen hat Lohses irgendwie gedacht, er spricht allerdings nur von einem „Potenzial“ von 1.000 Wohneinheiten. Zum Vergleich: Bis 2020 fehlen in Bremen etwa 14.000 Wohnungen.

Wirtschaftsressort und Handelskammer denken ohnehin mehr an den Einzelhandel, weil sie da immer noch „Nachholbedarf“ in der City sehen, im Vergleich zu Hamburg, Hannover und Posthausen, aber auch in Konkurrenz zu Weserpark und Waterfront. Eine „Verdichtung“ der Innenstadt soll deshalb mehr Platz für Läden schaffen, zum Beispiel im Ansgariviertel. Auch für den Lucie-Flechtmann-Platz in der Alten Neustadt haben die Stadtplaner schon mal ein handelsübliches Geschäftshaus gezeichnet, mit allerlei Geschäften im Erdgeschoss und ein paar Wohnungen obendrüber.

Lohse spricht viel von „Wegebeziehungen“ zwischen den Quartieren, die verbessert werden, von „punktuellen Impulsen“, die gesetzt werden sollen. Wie die aussehen können? Auch Wirtschaftsstaatsrat Heiner Heseler fällt gleich ein gutes Beispiel ein. Der Poller in der Langenstraße. Das ist dann wohl die neue Bescheidenheit.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.