Männerfußball: Herthas seltene Euphorie
Wer unter dem Eindruck gewaltiger Endorphinausschüttungen steht, dem ist die deutsche Rechtschreibung schnurz. Deshalb ist auf vereinseigenen Websites in der Regel "TOOOOOOOOOOOOOOR", zu lesen, wenn die Kicker des verehrten Clubs gerade das Runde ins Eckige befördert haben.
Dieses Wort mit dem nicht enden wollenden Vokal stach auch am Freitag im Hertha-Live-Ticker hervor, als Raffael das 1:0 erzielte. Und als Marko Pantelic zwei Minuten später wieder für die Berliner traf, brach der für den Computer abgestellte Vereinsangestellte mit jeglicher Konvention. Er verzichtete spontan auf das Wort Tor und hämmerte einfach nur "WAHNSINNNNNNN!!!!!!!!!!!!" in die Tasten.
Beim 2:0 gegen den nun Tabellenletzten Duisburg blieb es auch am Ende. Einige fanden das Spiel auch hinterher noch total abgefahren - so dass sich selbst der für Euphorie durchaus empfängliche Manager Dieter Hoeneß bemüßigt fühlte zu warnen: Nach einem Sieg gegen Duisburg sollte man doch bitteschön die Kirche im Dorf lassen.
Die kärglichen Heimvorstellungen der letzten Monate haben dazu geführt, dass der etwas ansehnlichere Auftritt vom Freitagabend schon genügte, um für Ausgelassenheit zu sorgen. Nachdem sich die Herthaner zuvor die Punkte schwerfällig ertrotzt hatten, agierten sie gegen Duisburg phasenweise mit spielerischer Leichtigkeit. Nach vier ungeschlagenen Partien rangiert das Team jetzt auf dem 11. Platz, ist einstweilen von Abstiegssorgen befreit und der angestrebte einstellige Tabellenplatz ist in unmittelbarer Reichweite. Erstmals seit vielen Jahren hat es Hertha nicht so weit zu seinem Saisonziel und das wirkt sich günstig auf die Stimmung im Verein aus.
Trainer Lucien Favre dürfte zudem erleichtert sein, dass sich Neuzugang Raffael mit seinem dritten Saisontreffer so gut in Berlin einführt hat. Der Name des brasilianischen Stürmers taucht in den Medien nämlich selten ohne die Bemerkung "Wunschspieler von Favre" auf. Die beiden, die sich schon vom FC Zürich kennen, bilden eine ungewollte Schicksalsgemeinschaft. Wenn es wie zurzeit positiv läuft, können beide damit gewiss gut leben.
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