Mähroboter gefährden Igel: Darf man nachts Rasen mähen?
Eine Petition fordert ein nächtliches Einsatzverbot für Mähroboter, weil sie Igel verletzen. Hersteller sehen jedoch keinen Grund zu handeln.
Eine Petition soll nun dafür sorgen, dass die nachtaktiven Igel ihre Ruhe vor den Mährobotern haben: sie fordert ein Einsatzverbot von 17 bis 7 Uhr.
Initiatorin ist Michaela Kleinsorge von der Igelhilfe Rostock, deren einzige Aktive sie ist. Jedes Jahr würden etwa 60 Igel aus ganz Rostock bei ihr abgegeben, erzählt sie. Seit vor sechs Jahren der erste angeschlagene Igel durch ihren Garten torkelte, nimmt Kleinsorge sich der Tiere an: verarzten, aufpäppeln, freilassen.
In den letzten Jahren seien immer häufiger Igel mit Schnittverletzungen bei ihr abgegeben worden, erzählt Kleinsorge. Die gruseligsten Fotos von verletzten Igeln hat sie auf ihrer Website gesammelt.
Kritik von der Stiftung Warentest
Besonders für den Igel-Nachwuchs seien die Mähroboter gefährlich, sagt Kleinsorge. Ein Modell hat sie selbst getestet: Sie verteilte Plüschtiere und Wollsocken auf dem Rasen und ließ den Roboter auf sie los. Trotz Sensoren habe das Gerät nicht gestoppt.
Rasenmähen ohne Rückenprobleme: Besonders für Senior*innen mit großem Garten sind Mähroboter verlockend. Wer sie benutzt, weiß häufig gar nichts von den möglichen Folgen. Doch auch bei der Stiftung Warentest schneiden die Geräte schlecht ab: Keines von den acht getesteten Geräten erreicht mehr als ein „befriedigend“ – wegen Unfallgefahr.
Das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie Mecklenburg-Vorpommern hat Kleinsorge bereits auf ihrer Seite, die Petition läuft aber schleppend: In einer Woche seit dem Start haben gut 1.000 Unterstützer*innen unterschrieben. „Bis jetzt ist die Zahl der getöteten Igel begrenzt“, sagt sie, erwartet jedoch einen Anstieg.
Kein Warnhinweis schützt die Igel
Denn der Markt für Mähroboter wächst, das bestätigen führende Hersteller wie Bosch, Honda und Robomow. „Uns ist kein einziger Fall von verletzten Igeln bekannt“, sagt Stefanie Schäfer von Bosch. Einen Grund, mehr Verantwortung für Igelschutz zu übernehmen, sieht sie nicht. In den Sicherheitshinweisen würde Bosch auf mögliche Gefahren hinweisen, darüber hinaus sei der Verbraucher in der Verantwortung.
Tatsächlich wird in der Gebrauchsanweisung gewarnt: Nicht mähen, wenn Kinder und Haustiere im Garten sind. Von anderen Tieren ist nicht die Rede. Kleinsorge fordert einen verpflichtenden Warnhinweis. In zwei Wochen hat die Rostocker Igelretterin einen Termin beim Landesumweltministerium, um ihr Anliegen loszuwerden. Dass ein Nachtverbot durchgesetzt wird, glaubt sie nicht.
Noch igelfreundlicher, als tagsüber zu mähen, wäre es sowieso, das Gras einfach wachsen zu lassen. In hohen Halmen suchen die Tiere gerne Schutz und finden Insekten, die sie essen können. Warum wir es ausgerechnet dem Igel gemütlich machen sollten, liegt auf der Hand: Er steht nicht nur unter Naturschutz, sondern hat auch gelegentlich mal einen Schwips von Fallobst und ist laktoseintolerant. Fast wie wir also.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
FDP stellt Wahlkampf Kampagne vor
Lindner ist das Gesicht des fulminanten Scheiterns
Wahlkampf-Kampagne der FDP
Liberale sind nicht zu bremsen
Türkei und Israel nach Assad-Sturz
Begehrlichkeiten von Norden und Süden
Katja Wolf über die Brombeer-Koalition
„Ich musste mich nicht gegen Sahra Wagenknecht durchsetzen“