MacFarlane-Film „Ted“: Doppelt verschraubter Hirnfick
In Seth MacFarlanes Film „Ted“ muss sich der Held entscheiden: Freundin oder Teddybär? Die letzte Bastion politischer Korrektheit wird dem Erdboden gleichgemacht.
Die Verwertungsmechanismen der amerikanischen Unterhaltungsindustrie arbeiten gnadenlos – das bekommt verstärkt zu spüren, wer seine besten Tage lange hinter sich hat.
Die abgehalfterte Ex-Celebrity erwartet in der Vorhölle ewiger Bedeutungslosigkeit zwei mögliche Schicksale: eine Existenz in einer dieser unzähligen neuen Reality-Fernsehformate oder ein Cameo in einer Komödie – mit wem es das Schicksal gut meint, der findet ein Plätzchen in „Friends“ oder den „Simpsons“, wer weniger Glück hat, wird zur Zielscheibe des Spotts in „South Park“ oder in Seth MacFarlanes „Family Guy“, dem verhaltensauffälligen kleinen Bruder der „Simpsons“. Diese Verwertungslogik basiert auf zwei Prinzipien: auf der schamlosen Nostalgie verlängerter Adoleszenz und auf blanker Häme.
Seth MacFarlanes erster Kinofilm „Ted“ reitet nun diese beiden Prinzipien, bis auch die letzte Pop-Referenz und die letzte Bastion politischer Korrektheit dem Erdboden gleichgemacht sind. Dabei hat MacFarlane sich in zwei Mentalitäten eingerichtet, die den größtmöglichen Konsens derzeitiger Humorproduktion versprechen: der Sehnsucht nach den Achtzigerjahren und der bromantic comedy eines Judd Apatow.
Haupt- und Titelfigur ist ein sprechender Teddybär – früher der einzige Freund und Spielgefährte von John (Mark Wahlberg), mittlerweile ein unmanierliches Anhängsel in einer denkbar unwahrscheinlichen ménage à trois, zu der neben Ted und John dessen langjährige Freundin Lori gehört.
Ganz privates Dschungelcamp
Das Kriterium „unwahrscheinlich“ allerdings besitzt im popkulturell verstrahlten Oeuvre MacFarlanes, das schon von sprechenden Babys und altklugen Hunden bewohnt ist, keinerlei Relevanz. Ted ist bloß der jüngste Zuzügler, ein gefallener Star (ein sprechendes Plüschtier immerhin), der sich einst Wortgefechte mit Talkshow-Größe Johnny Carson lieferte, inzwischen aber mit „Flash Gordon“ und Bong ein Slacker-Dasein in seinem ganz privaten Dschungelcamp fristet. Bis Lori ihrem pubertierenden Boyfriend ein Ultimatum stellt: sie oder Ted!
„Ted“ befindet sich also in einem Stadium fortgeschrittener Regression. Man muss schon ein spezielles Faible für MacFarlanes Humor entwickelt haben, um einen sexistischen, rassistischen, pöbelnden, kiffenden, scheißefixierten Plüschbären auf voller Filmlänge komisch zu finden.
Doch mitunter haben MacFarlanes Unkorrektheiten auch die Wirkung eines doppelt verschraubten Hirnficks. Das muss man sich etwa so vorstellen: Da fabulieren John und Ted zugekokst über einer manischen 360-Grad-Kamerafahrt, wie sie ein gemeinsames Restaurant eröffnen, Ted ergänzt, dass dort sogar Juden willkommen seien, worauf John verdutzt entgegnet, warum denn auch nicht, worauf Ted wiederum antwortet, dass er das doch sage, was John dann verwundert, warum man das betonen müsse, und Ted schließlich meint, dass John doch die ganze Zeit davon reden würde. Am Ende steht bei MacFarlane eine Schweinerei immer ausgesprochen im Raum, nur gesagt haben will sie niemand.
Zu guter Letzt bekommt auch noch „Flash Gordon“-Darsteller Sam Jones die Gelegenheit zu einem wirklich bravourösen Kurzauftritt, was beweist, dass es in der Vorhölle ewiger Bedeutungslosigkeit für jeden ein Leben nach dem Tod gibt. Justin Bieber, sei gewarnt!
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