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THOMAS MAUCH
Als Ausdruck des Erstaunens wirft man gern mal „Alter Schwede“ in die Runde, und stattdessen könnte man auch „Donnerlittchen“ sagen, was in etwa die gleiche Wertigkeit hat. Was das mit dem Dreißigjährigen Krieg und schwedischen Soldaten zu schaffen hat, kann man genauso gut selbst bei Wikipedia nachschauen, was dann so vom Papier ins Netz gehend eine crossmediale Angelegenheit wäre. Was Interdisziplinäres. Und so spartenvermengend will man das auch bei dem Festival „Alter Schwede!“ Neue Musik, Noise, konkrete Poesie und fragmentarische Prosa in unterschiedlichen Mischverhältnissen in Lesungen, Konzerten und Text-Sound-Performances von 16 Autoren und Musikern aus Schweden und Berlin, vom Freitag bis Sonntag im Ausland. Um sich eine etwas präzisere Vorstellung machen zu können, einfach mal ein paar Zeilen aus dem Programm abgeschöpft: „Literarische Lesung und elektroakustische Live-Improvisation: Pär Thörn liest aus seinem Buch ‚Landskap‘, einem Listengedicht aus Substantiven in einem repetitiven Muster. Im Zentrum von Helena Jureens elektronischem Setup steht eine alte elektronische Schreibmaschine.“ Damit steigt man bei dem Festival am Freitag ein (Lychener Str. 60, 20 Uhr, 8/6 €, Festivalpass 18 €).
Andere Experimente, Arabesk-Surf mit einem psychedelisierten Rock als Grundlage, mit schwelgender Orgel und einem ins Orientalische hineingezwirbelten Funk. Gibt es am Samstag im Südblock mit Fairuz Derin Bulut. In etwa Deep Purple im Dönerformat und schon deswegen toll, weil der Sound dieser Band aus Istanbul noch nach alter Cordhose schmeckt (samtig, weinrot) und sich Fairuz Derin Bulut alles Neumodische verkneifen. Im Südblock feiern sie das Erscheinen ihres neuen Albums „Patlantis“ (Admiralstr. 1/2, 21 Uhr).
Der Sonntag hält dann zwei Geschenkpackungen für die Nostalgiker bereit, zweimal mit dem fetten M: M wie Motorpsycho, epischer, melodiös bestens geschmierter Langhaarigenqualitätsrock aus Norwegen, im Lido (Cuvrystr. 7, 20 Uhr, 21 €). Und M, noch voluminöser, wie Meat Loaf, der seine wagnerianischen Pop-Klopse bei seiner Abschiedstournee in der 02 World zum Besten gibt, im ersten Teil einfach die schnöden Hits und im zweiten Teil des Konzerts das komplette „Bat Out Of Hell“-Album. Ja, „It was long ago, it was far away, it was so much better than it is today!“ Wer da keine Schwitzehändchen bekommt! Muss man sich bei Ticketpreisen von 65 Euro aufwärts aber erst mal leisten wollen (Mühlenstr., 20 Uhr).
■ Mehr Musik:
Chanson SEITE 3
Festkonzert SEITE 3
Indien vs. Flamenco SEITE 11
Experimental SEITE 13