MITGLIEDSCHAFT SYMBOLISCH : Geehrt von Bsirske
Immer wieder, wenn ich auf den Kontoauszügen lese, dass mir 16 % Zinsen für die Überziehung des Überziehungskredits berechnet werden, fällt mir ein, dass ich noch in der Gewerkschaft bin und jeden Monat fünf Euro Mitgliedsgebühren zahle. Nicht viel, ich bin ja Geringverdiener, übers Jahr betrachtet sind es aber schon 60 Euro, die ich grad gern hätte. Außerdem ist meine Gewerkschaftsmitgliedschaft ja doch eher symbolisch.
Irgendwann, Ende der Achtziger, war ich als studentischer Bibliotheksmitarbeiter eingetreten, weil die Gewerkschaft unsere Forderungen unterstützt hatte. Dann war ich in die den Journalisten vorbehaltene Sektion gewechselt und hatte einen schönen internationalen Presseausweis. Dann hatte ich mich nicht mehr darum gekümmert; war mehrmals umgezogen, hatte von der Gewerkschaft nichts mehr mitgekriegt. Nur eben diese fünf Euro, die jeden Monat eingezogen wurden.
Vor fünf Jahren hatte ich dann telefonisch versucht, meine Mitgliedschaft zu kündigen. Das war kompliziert. Es war mir nicht gelungen. Und dann hatte ich mir vor einigen Wochen mittels eines Lastwiderspruchs die schon überwiesenen fünf Euro zurückgeholt. Die Gewerkschaft meldete sich. Ich wollte ihr nun in einem Brief erklären, wieso es für mich als freien Autoren sinnlos war, Mitglied zu bleiben. Und dann, vor einigen Tagen, war ein großer Umschlag im Briefkasten. Mit einer „EhrenUrkunde“ – genau so geschrieben – zur 25-jährigen Mitgliedschaft. Unterschrieben von Frank Bsirske! Sowie einem von Rosemarie Mutter unterschriebenen Glückwunschschreiben des Fachbereichs Bildung, Wissenschaft und Forschung, in dem ich komischerweise gelistet war. Eine „ehren.nadel“ in einer Streichholzschachtel war auch dabei. Und eine Einladung zur „Jubilarehrung“ am 10. 12. 12 in der Ver.di-Bundesverwaltung. Ich freu mich drauf! DETLEF KUHLBRODT