MIT GLÄUBIGER-EINSICHTEN AUF DU UND DU: Schuldenstreichung hilft
■ Bedenken der Banken gegen Brady-Plan unbegründet
Basel (dpa/taz) — Ein Schuldenerlaß kann hochverschuldeten Ländern bei der Sanierung der Wirtschaft helfen. Zu diesem Schluß kommt die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ/Basel) nach drei Jahren Erfahrung mit den anfangs umstrittenen Schuldenstreichungen für Länder mit Zahlungsschwierigkeiten. Die Bedenken hätten sich als unbegründet erwiesen, schreibt die BIZ in ihrem Jahresbericht 1990/1991. So würden mit Schuldenerleichterungen Bedingungen an eine solide Wirtschaftspolitik verknüpft. Die Schuldnerländer würden diese meist einhalten, um wieder kreditwürdig zu werden.
Allerdings: Der Umfang der Schuldenerleichterung war bislnag äußerst bescheiden, so die BIZ. Bis zum Frühjahr 1991 wurden für die 76 Länder mit Zahlungsschwierigkeiten fast 80 Milliarden Dollar an mittel- und langfristigen Schulden allein bei den privaten Banken erfaßt. Nach dem sogenannten Brady-Plan, der Schuldenerleichterungen seitens der Banken vorsieht, wurden die Schulden selbst um zwölf Milliarden Dollar und die Zinskosten um elf Milliarden Dollar reduziert. Die betroffenen Länder mußten 3,5 Milliarden Dollar aus ihren Reserven nehmen und sich wiederum 7,6 Milliarden Dollar als Sicherheiten borgen. Ein hoher Schuldenberg hat im Übrigen seine eigene Wachstumsdynamik. Die gesamte Auslandsverschuldung der ärmsten 76 Länder erhöhte sich um 32 Milliarden Dollar (vier Prozent).
In Osteuropa ist Polen das einzige Land mit chronischer Auslandsverschuldung (1990: 46 Milliarden US-Dollar). Sorgen bereitet den BIZ-Bankern besonders die Sowjetunion, die 1990 lange Zeit mit der Rückzahlung von fünf Milliarden Dollar an Handelskrediten in Verzug war. Die UdSSR steht mit insgesamt 60 Milliarden Dollar international in der Kreide. Am höchsten verschuldet ist Brasilien mit 113,8 Milliarden Dollar, gefolgt von Mexiko (96 Milliarden Dollar) und Argentinien (60,5 Milliarden Dollar). dri
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