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MIT DETROIT AUF DU UND DU74.000 Stellen gestrichen

■ General Motors schließt 21 Fabriken/ Opel verschont

Detroit (afp/taz) — Der weltgrößte Automobilhersteller, General Motors (GM), will mit einem umfassenden Umstrukturierungsprogramm seine hohen Verluste begrenzen und die Wettbewerbsfähigkeit insbesondere gegenüber der japanischen Konkurrenz verbessern. Wie Konzernchef Robert Stempel am Mittwoch in Detroit ankündigte, wird GM bis 1994 74.000 Beschäftigte entlassen und 21 Fabriken schließen. Außerdem will GM seine Investitionen 1992 und 1993 drosseln.

Wirtschaftsexperten beziffern die täglichen Verluste des Konzerns im Nordamerikageschäft mit 15 Millionen Mark. Das jährliche Defizit wird auf fünf bis sechs Milliarden Dollar geschätzt. In den ersten neun Monaten des laufenden Jahres lagen die Verluste insgesamt bei 2,2 Milliarden Dollar. Die deutsche GM-Tochter Opel und das Europageschäft allgemein soll von der Rationalisierung nicht betroffen werden, gaben Manager und Betriebsrat in Rüsselsheim bekannt.

Unterdessen warf ein Gewerkschaftsvertreter dem Konzern vor, er gehorche allein der Wall Street. Die Krise auf dem Automobilsektor könne nur durch eine Änderung der gegenwärtigen Politik gemeistert werden, die den Binnenmarkt den japanischen Produzenten überlasse. Gleichzeitig werde die Verlegung der Automobilproduktion in Billiglohnländer wie Mexiko unterstützt, erklärte Owen Bieber von der „United Auto Workers“.

Von den 91.000 Büroangestellten bei General Motors werden im kommenden Jahr 9.400, das sind rund zehn Prozent, ihren Job aufgeben müssen. In den beiden folgenden Jahren werden es noch einmal 11.000 sein. Bei den Stundenlohnempfängern werden 1992 15.000 entlassen oder frühzeitig in Rente geschickt, das sind 4,9 Prozent der Gesamtbelegschaft. Bis Mitte der 90er Jahre soll die Zahl der Lohnarbeiter von 304.000 auf 250.000 reduziert werden.

Nach Angaben Stempels hat die allgemeine Wirtschaftsschwäche in den USA nicht allein das Restrukturierungsprogramm notwendig gemacht. Der GM-Chef unterstrich, daß sein Konzern den Golfkrieg, den Vertrauensverlust beim Käufer und die Rezession nicht allein verantwortlich für die schlechten Ergebnisse machen könne. GM müsse sein Management grundlegend ändern, um den Herausforderungen der Konkurrenz in den 90er Jahren gewachsen zu sein, sagte Stempel.

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