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MIT DER TAZ-KRISE AUF DU UND DUDie LeserInnenumfrage

■ Die Erwartungen an uns sind oft widersprüchlich/ Aber wir reagieren auch auf Kritik: Künftig jeden Tag eine Doppelseite „Wirtschaft und Umwelt“

Die Leserin, der Leser — das unbekannte Wesen? Das war einmal. Endlich haben sie und er ihr Innerstes preisgegeben, ihre geheimsten Wünsche an die taz enthüllt, ihre beißendste Kritik in die Kochstraße geschleudert. Jetzt wissen wir, daß 17,1% unsere Hauptstadtberichterstattung am Arsch vorbeigeht („Was habe ich mit Berlin zu tun?“) und daß ebenfalls genau 17,1% — sind es dieselben? — zugeben, daß ihr Interesse an Kultur und damit an den einschlägigen taz-Seiten „eher gering“ ist. Dagegen können wir ja wenig tun, eher schon lassen uns die 33,8% aufhorchen, die Themen und Stil unserer Kulturseiten „zu elitär und abgehoben“ finden. 25 Fragen hatten wir auf einer ganzen taz-Seite im Juli gestellt, mehr als 1.000 Fragebögen konnten wir auswerten. Der hohe Anteil der AbonnentInnen darunter (75% gegenüber 64% in der Leserschaft insgesamt) zeigt, daß natürlich vor allem unsere StammleserInnen geantwortet haben.

Auch so ist das Bild so bunt und widersprüchlich, wie unser linkes bis linksliberales Publikum. Zum Beispiel mit solcher Kritik muß die taz leben: 34,5% finden die linke Diskussion in der taz „zu theorielastig geführt“, derweil 30,5% „das theoretische Element fehlt“ (siehe Graphik). 26,9% meinen, „die taz könnte ruhig mehr Seiten haben“, während 31,1% da abwinken („ist eh mehr, als ich schaffen kann“). Warum, das geht aus einer anderen Antwort hervor: 8,4% lesen die Werktagsausgabe nur bis zu zehn Minuten, 58,6% bis zu einer halben Stunde, und nur ein knappes Drittel hat für die Lektüre mehr Zeit.

Erstaunt hat uns, daß zwei Drittel unserer LeserInnen auf viele Fragen die Antwort „zufrieden“ oder „gerade richtig“ ankreuzen, denn wir selbst sind mit uns eigentlich nie zufrieden, und schließlich ist ja auch die taz-Auflage zurückgegangen... Aber auch einige Kritikpunkte zeichnen sich deutlich ab. Da ist einmal die späte Zustellung, häufig einen Tag später (30,9% der AbonnentInnen, das liegt leider an der Post) und zu spät, um sie noch am Frühstückstisch zu lesen (18,8%). Das einzige, was dagegen hilft, sind Trägerdienste. Denen schließen wir uns (trotz oft erheblicher Kosten) in immer mehr Großstädten an, seit Mai zum Beispiel in Hannover, Stuttgart, Leipzig und den meisten anderen ostdeutschen Großstädten, in ganz Berlin und bald auch im ganzen Hamburger Stadtgebiet.

33,8% finden, daß wir zuwenig aus den neuen Bundesländern berichten — vor allem natürlich die LeserInnen von dort und aus Berlin (63,4% dagegen sagen: „angemessen“). 53,1% würden gern mehr Buchbesprechungen lesen, 22,8% finden unsere Artikel häufig zu umfangreich, 30,8% vermissen einen höheren „Unterhaltungswert“, und nicht weniger als 33,2% werfen uns vor, wir „gehen an außerparlamentarischen Initiativen oft vorbei“. Den Schuh ziehen wir uns an, und auch noch einen zweiten: daß wir die Frauenberichterstattung vernachlässigt haben. Auf die Frage, über welche alternativen Themen die taz stärker berichten soll, wird sie am häufigsten genannt. Noch bedenklicher ist für uns, daß nur ein knappes Drittel unserer LeserInnen Frauen sind. Immerhin haben wir seit dem Frühjahr, nach einigen Monaten Vakanz, wieder eine Frauenredakteurin.

Richtig liegen wir offenbar auch mit der Einführung von täglich zwei Seiten „Wirtschaft und Umwelt“. Denn 35,5% ermutigen uns, mehr über ökologische Themen zu schreiben (nur 1,2% fühlen sich jetzt schon übersättigt). Vor allem wollen 59,7% mehr praktische Hinweise zum ökologischen Handeln. Wir versprechen: Am 26.September geht's los. MR

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