MIT DEM ADAC-KOMMERZ AUF DU UND DU: Ein goldener Engel
■ Der Autoclub wächst sich zum Wirtschaftsunternehmen aus
München/Berlin (dpa/taz) — Allen Boykott-Kampagnen „ADAC ade“ zum Trotz: Der weltweit zweitgrößte Automobilclub wächst und wächst. Zum Jahresende dürfte der mächtige Autolobbyist 11,4 Millionen Mitglieder zählen — 1,2 Millionen mehr als 1990, davon allein 800.000 aus den neuen Ländern. Im Münchner „Hauptamt“ des Clubs sind alle zufrieden: Das neue Konzept sei genau richtig, freute sich ADAC-Präsident Otto Flimm, als er am Dienstag die neuen Rekordzahlen präsentierte. Allein rund 650 Millionen Mark streicht der Verein an Mitgliedsbeiträgen ein.
Mit einem ständig expandierenden Kommerzimperium fährt der Verbraucherverband ADAC auf und davon. Der letzte Coup: die Verwaltungsräte ließen den Assekuranz-Riesen Allianz abblitzen. Sie wollen nun mit 20 bis 30 anderen Versicherungsunternehmen eine günstige Autohaftpflicht- und Kaskoversicherung für Autofahrer anbieten. Das hatte im Allround- Geschäft des Goldenen Engel bisher gefehlt. Sorgen um die Unabhängigkeit und hehre Verbraucherschutz-Ziele sollen es gewesen sein, die den ADAC-Allianz-Deal in letzter Minute platzen ließen. Sogar in die Mitglieder hineingehorcht will man haben, von denen angeblich viele mit Austritt gedroht hatten, falls die Allianz zu viel Einfluß gewänne. Doch nicht nur das Herz des Schnapsfabrikanten Otto Flimm schlug längst für das lukrativere Mehrfachmaklermodell, das von Club-Experten ausgecheckt, am besten zu Image und Struktur des ADAC paßte. Europas größter Versicherer, mit rund 12,7 Millionen Haftpflichtverträgen auch Deutschlands Marktführer, war damit megaout; und je mehr die Allianz-Konkurrenz aufjaulte, desto besser standen die Verhandlungsbedingungen für den ADAC. Die nun mit anderen Versicherern gestrickte Kfz-Haftpflicht soll ab 1993 angeboten werden. Die Allianz zog sich indes schmollend zurück: „Da machen wir zunächst nicht mit“, stellte ein Sprecher fest.
Das verschachtelte Wirtschaftskonglomerat des ADAC gedeiht prächtig. Vom Schutzbrief über Kreditkarten bis zur Autovermietungs GmbH reicht die Palette. Die Beteiligungs- und Wirtschaftsdienst GmbH als 100prozentige ADAC-Tochter kann bei 650 Mio. Mark Umsatz 1991 auf einen Gewinn von 7,3 Mio. hoffen. Die weiteren vier Firmen, die mit Schutzbriefen, Rechtsschutzverträgen, Reisen und Verlagsprodukten handeln, setzen rund 535 Mio. Mark um. Der ADAC mischt mit 35 Prozent auch bei der ARC Transistance S.A. mit, die mit den anderen großen europäischen Autoclubs eine europaweite Pannenhilfe auf deutschem Standard aufbauen will. Erwin Single
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