MICHAEL VASSILIADIS, CHEF DER IG BCE : Gewerkschafter gibt Gas
■ 46, ist Chef der IG Bau, Chemie und Energie und hat zwei Söhne. Er spielt in der Gewerkschafts-Rockband „No Time“. Foto: dpa
Ginge es nach Michael Vassiliadis, Chef der Gewerkschaft IG BCE dann wäre es schon längst erlaubt, komprimiertes CO2 unterirdisch zu lagern, und die betroffenen Bundesländer könnten kein Veto einlegen.
Doch die politische Lage ist derzeit anders, als der 46-Jährige sich das wünscht und ein Beschluss über die CCS genannte Methode noch nicht in Sicht: In Regionen wie Nordfriesland, wo solche Speicher geologisch möglich sind, gibt es heftigen Widerstand. Denn die Menschen wollen keine Versuchskaninchen sein für diese neue Technik. Und mittlerweile will die gesamte Politik Schleswig-Holsteins verhindern, dass das Land Testregion wird. Sie fordert ein Gesetz, das den Umgang mit dieser Technologie regelt und ein Länderveto festschreibt.
Es ist also Zeit für den Industriegewerkschafter, Druck zu machen – für seine Idee eines solchen Gesetzes. „Wir brauchen in den nächsten Wochen, nicht in den nächsten Jahren eine politische Entscheidung“, sagte er auf der Jahrespressekonferenz seiner Organisation am Hauptsitz in Hannover.
Die Buchstaben im Namen von Vassiliadis’ Gewerkschaft BCE stehen für Bergbau, Chemie und Energie. Und genau für diese Branchen der Old Economy, die mit dreckigen und giftigen Stoffen arbeitet, ist das CCS-Verfahren verlockend. „Das Abscheiden und Verpressen von Kohlendioxid ist nicht nur bei der Verstromung von Braunkohle von Bedeutung, sondern auch in der Zement- oder Chemieindustrie“, sagt Vassiliadis. Deshalb sei eine gesetzliche Initiative überfällig – ohne die Chance eines Ländervetos.
Vassiliadis ist Chemie-Laborant, hat drei Jahre lang in seinem Beruf gearbeitet und ist seit 1986 Gewerkschaftsfunktionär. Bei seiner Wahl 2009 zum Vorsitzenden der IG BCE forderte er, dass sich eine Gewerkschaft nicht auf die Rolle eines „ADAC für Arbeitnehmer“ reduzieren lassen dürfe. „Verantwortung für die großen Zukunftsthemen“ solle sie vielmehr übernehmen. Dazu zählt er auch Innovationsfähigkeit der Industrie und Klimaschutz. Für CCS-Befürworter wie Vassiliadis kombiniert diese Technologie die beiden Themen.
DANIEL KUMMETZ