MANFRED KRIENER ÜBER LEBENSMITTELKONTROLLEN DURCH GREENPEACE : Gift im Gewürzschränkchen
Meldungen zu Giftrückständen in Lebensmitteln gehören inzwischen zu unserem Alltag, sie sind die Begleitmusik zum Einkauf im Supermarkt. Längst haben Greenpeace, Ökotest und Stiftung Warentest dabei die Funktion einer amtlichen Lebensmittelaufsicht übernommen. Hoheitliche Aufgaben der Behörden sind geräuschlos auf Umweltverbände und Zeitschriften übergegangen, als wäre es deren ureigenste Aufgabe.
Greenpeace zieht in regelmäßigen Abständen seine Proben und hält so ein gewisses Empörungspotenzial wach. Auch beim 100. Pestizidfund wird uns nicht langweilig. Weil erstens immer neue Produkte ins Fadenkreuz geraten, wie jetzt zum Beispiel Currypulver. Wenn man sich solche blinden Flecken genauer anguckt, findet man auch etwas. Zweitens bleibt der Dauerkampf zwischen Greenpeace und den Giftspritzern auch deshalb spannend, weil die Handelsketten ja tatsächlich reagieren.
Die Skandalkette Lidl etwa, bei Pestiziden jahrelang ganz vorne, hat sogar das Greenpeace-Magazin ausgelegt, um Besserung zu demonstrieren. Auch andere Ketten geben den Druck an ihre Lieferanten weiter. So werden die Giftspritzer halbwegs in Schach gehalten, ohne dass sich die Lage grundlegend bessern würde.
Als nächstes will Greenpeace übrigens Bioäcker untersuchen. Dann wird nicht nach Pestiziden, sondern nach dem Pilzmittel Kupfer gefahndet. Das gefährdet zwar Menschen nicht direkt, kann aber ökotoxisch Flüsse und Böden vergiften.
Zwanzig verschiedene Giftmittel in einem einzigen Paprikapulver sind ziemlich starker Tobak. Und bei Currypulver gibt es nicht mal Grenzwerte!
Echte Risikominderung für die Verbraucher ist frühestens 2016 zu erwarten, wenn die neuen Pestizidgesetze der EU wirksam werden. Dann sind zumindest die gefährlichsten Ackergifte schlicht verboten.