■ Ab heute wieder weniger atmen: Luther im Polit-Ozon
Verkehrte Welt. Heute droht erneut Ozonalarm, doch statt die Ursachen wie Autoabgase und Schornsteinqualm zu bekämpfen, werden Menschen mit Atemwegsbeschwerden, Kinder und Alte zur „Risikogruppe“ erklärt. Sie sollen in den Nachmittagsstunden langandauernde Anstrengungen vermeiden – mit zynischen Worten gesagt: „Bitte atmet weniger!“ Nun sind Politiker entgegen aller anderslautenden Gerüchte lernfähig, und so verwundert es nicht, daß inzwischen Kritik an der Politik von Gesundheitssenator Peter Luther (CDU) sogar in seiner eigenen Partei laut wird. Natürlich äußern sich die konservativen Stadträte und Gesundheitspolitiker zurückhaltend, denn sie wissen, daß die Planungen des Senats insbesondere im Verkehrsbereich aus gesundheitspolitischer Sicht nicht zu verantworten sind und radikal verändert werden müßten. Immerhin: Die CDUler raten ihrem Parteifreund Luther wenigstens, im Senat der Gesundheitsvorsorge mehr Gewicht zu verleihen.
Wenn der Gesundheitssenator daraufhin bedauert, daß im Zusammenhang mit dem Flächennutzungsplan, der in Zukunft die Verkehrs-, Industrieansiedlungs- und Grünflächenpolitik in dieser Stadt entscheidend bestimmen wird, Fragen zur Gesundheitsvorsorge gar nicht auf der Tagesordnung stehen, dann kommt das einer Bankrotterklärung gleich. Von Luther. Denn welcher Senator außer der für Gesundheit hat die Aufgabe, diese Fragen in die Debatte zu werfen? Vielleicht kann Luther aber auch gar nicht anders. Vielleicht finden die Senatssitzungen regelmäßig im Sommersmog – sozusagen im Polit-Ozon – statt. Langandauernde Anstrengungen, wie etwa eine Diskussion über Gesundheitspolitik, müssen da natürlich vermieden werden. Dirk Wildt
Siehe Bericht auf Seite 22
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