Luis Campaña: Inseln, keine Menschen – Mia Goyette blickt auf den Verfall
Auf diese einsamen Inseln träumt sich gewiss keiner: graubeige Sandbänke, auf denen verlassene Tankstellen, Lagerhallen oder Betonruinen herumstehen, umgeben von Wasser, das wie eine Ölpest schillert. Mia Goyette hat ihre neuen Skulpturen in der Galerie Luis Campaña auf fragilen Sockeltischen aufgestellt, was sie noch mehr wie Insellandschaften aussehen lässt. Nur eben im Miniaturformat – die Gebäude könnten man sich rings einer Modellbaueisenbahn vorstellen, wären sie nicht so grau. Goyette visualisiert Verfall und Zersetzung, aber auch den Reiz, der gerade darin liegt. So wie bei den verödeten Industriebauten, die heute fast romantisch anmuten, oder der Wasseroberfläche, die die Künstlerin aus pigmentiertem Epoxidharz gegossen hat, die, gerade weil sie in bunten Farben schillert, auf Zerstörung verweist. Abstrakter, minimalistischer dagegen die raumgreifende Installation, die die Skulpturen ergänzt: schmale Aluminiumrohre, die an den Wänden der Räume entlang laufen, als würden sie diese mit Wasser oder Wärme versorgen. Kräftig blau oxidierte Abgüsse von Händen hängen an ihnen, körperlos, funktionslos, schön und schrecklich zugleich. BSH
Bis 25. 4., Di.–Sa. 12–18 Uhr, Axel-Springer-Str. 43
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