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Archiv-Artikel

Luftfahrt hält sich für umweltfreundlich

VERKEHR Nach einer neuen Studie sollen Flugzeuge umwelt- freundlicher sein als Bahn oder Auto

Die in den Studien getroffenen Annahmen seien unrealistisch, sagt der VCD

BERLIN taz | Die Luftverkehrsbranche hat gerechnet. Das Ergebnis: Im Vergleich zu Auto- und Bahnverkehr verursachen Flugzeuge die geringsten Umweltkosten, und zwar lediglich 0,7 Cent pro Person und Kilometer. Das ergab unter anderem eine Studie, die gestern von der „Initiative Luftverkehr für Deutschland“ vorgestellt wurde, hinter der die Lufthansa, die Deutsche Flugsicherung sowie die beiden Flughäfen Frankfurt/Main und München stehen. Die Verkehrsträgeranalyse wurde vom Forschungs- und Beratungsunternehmen Infras und dem Fraunhofer-Institut durchgeführt.

Demnach sollen Flugzeuge ab 400 Kilometer kostengünstiger als die Konkurrenz sein und der Luftverkehr mit 4 Prozent die geringsten staatlichen Subventionen aller Verkehrsbranchen erhalten. „Das oftmals negative Bild des Luftverkehrs in der Öffentlichkeit wird mit den Studienergebnissen geradegerückt“, sagt Jens Bergmann von der Deutschen Flugsicherung.

„Alles schöngerechnet“, kritisiert hingegen Luftfahrtexperte Heiko Balsmeyer vom Verkehrsclub Deutschland auf Anfrage der taz. Die in den Studien getroffenen Annahmen seien unrealistisch. Balsmeyer kritisiert vor allem die Ökobilanz. „Es ist entscheidend für das Ergebnis, wie hoch man den Preis pro Tonne CO2 für die Berechnungen ansetzt.“ Und der ist in der aktuellen Studie offenbar deutlich niedriger als in anderen Studien. Außerdem: „Bei einer seriösen Rechnung hätte man auch Gesundheitskosten miteinberechnet, die durch den Fluglärm entstehen“, urteilt Balsmeyer.

Auch beim Bündnis „Allianz pro Schiene“ stößt die Verkehrsträgeranalyse auf Widerspruch: „Das ist ein Witz.“ Die Rechnungen, wonach der Luftverkehr der am wenigsten subventionierte und umweltfreundlicher als die Bahn sei, sei unseriös, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. In einer Infras-Studie von 2007 komme nämlich dasselbe Institut zu dem Ergebnis, dass die Umweltkosten für den Flugverkehr 5 Cent pro Personenkilometer betragen und weit über dem der Bahn liegen. Offenbar habe die Branche panische Angst um die eigenen Marktanteile wegen der Flugticketsteuer, mutmaßt Flege.

SIMON HUFEISEN