■ Lotto-Selbstbedienung der Parteien: Glück ist machbar
Lotto – das ist nicht nur der Traum vom großen Geld, sondern seit Jahrzehnten auch ein ganz besonders feiner Club. Wo jede Woche die Kugel rollt, rollt seit langem auch der Rubel – für jene, die in der Führungsetage der Berliner Lotto-Gesellschaft oder im Vergabegremium der Lotto-Stiftung sitzen. Wen wundert, daß nicht nur in Hessen oder in Baden-Württemberg, sondern auch in Berlin die großen Parteien die Hebel jener Maschinerie fest in die eigenen Hände genommen haben, deren Arbeit fast einer Lizenz zum Gelddrucken gleichkommt. Mögen die enttäuschten Fast-Millionäre klagen, vom Füllhorn wieder einmal übersehen worden zu sein, bei den Machern hinter der Kulisse stimmt die Bilanz in jedem Fall. CDU und SPD haben deshalb sorgsam darauf geachtet, daß die goldenen Segnungen der Lotto-Stiftung vor allem der eigenen Klientel zuströmen. Fernab jeder demokratischen Kontrolle wird von den Verteilern definiert, welches Projekt dem Gemeinwesen frommt und welches nicht. Auch bei ihrer puren Ämterpatronage können die Handwerker des Do-it-yourself-Glücks offenbar den Rachen nicht voll genug bekommen. Verständlich ist schon, daß nun auch noch weitere Direktoren mit dem Hauptgewinn ganz ohne Risiko und absoluter Gewähr bedacht werden – akzeptabel aber ist das noch lange nicht. Allein die Begründung für den Job ist hanebüchen. Schließlich mag sich zwar der Umsatz erhöht haben, doch damit noch längst nicht die zu verteilende Arbeit – sofern man nicht davon ausgeht, daß der hochdotierte Mann zum Kreuzchenzählen an das Lotto-Fließband gestellt wird. Gerd Nowakowski
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