Lotto-Jackpott: Wohin mit der Kohle?
Der Lotto-Jackpot mit nunmehr 43 Millionen Euro ist fällig . Aber was tut man mit so viel Geld?
Vom Müllmann zum Millionär und wieder zurück: Vier Jahre lang war der Lottogewinner Michael Carroll der Liebling des britischen Boulevards. Der ehemalige Stadtreiniger und selbst ernannte Unterschichtskönig inszenierte sich als aggressiver Hooligan, als authentischer Rabauke, der seinen neu erworbenen Reichtum hemmungslos in Goldketten, Koks und dicke Autos investierte. Gerade mal 18 Monate brauchte Carroll angeblich, um seine 9,7 Millionen Pfund (15,3 Millionen Euro) zu verprassen und damit eine der Lieblingsgeschichten der Yellow Press zu vollenden: Aufstieg und Fall eines Lottogewinners.
Vielleicht hätte der Lotto-Lude nicht den britischen, sondern lieber den deutschen Jackpot knacken sollen. 43 Millionen Euro könnten morgen gewonnen werden. Selbst einem Carroll wäre da etwas mehr Zeit zum Prassen geblieben.
Tatsächlich aber führen die meisten Lottogewinner ein eher bescheidenes Leben. Das zumindest ist das Ergebnis einer Studie aus dem Jahr 2005, für die die Berliner Sozialforscher Christoph Lau und Ludwig Kramer 14 Großgewinner interviewten. So versuchten nicht nur viele der Befragten, ihren neuen Reichtum geheimzuhalten, sondern blieben auch beim Ausgeben ihres Gewinns eher vorsichtig: Festgeld, Haus und Auto heißen die unspektakulären Top-3-Investitionen frischgebackener Lottomillionäre. Der Traum vieler: Von den Zinsen leben können. Beim morgigen Millionen-Jackpot sollte das kein Problem sein: Selbst auf einem ordinären Sparkonto würde der jedes Jahr fast 2 Millionen Euro abwerfen.
Wer es nicht ganz so bescheiden mag, kann sich bei solch einer Summe auch sein eigenes Finanzpaket maßschneidern lassen - wenn es um zweistellige Millionenbeträge geht, lassen sich die Banken beim Service für gewöhnlich nicht lumpen.
Eine sinnvolle Alternative bieten ökologische Investmentfonds wie "Global Ecology", die das Geld nicht nur nachhaltig investieren, sondern auch hohe Renditen versprechen. Vielleicht ist diese Kombination aus Gewissensberuhigung und Gewinnversprechen ja das zukunftsweisende Anlagemodell für Lottogewinner. Denn obwohl viele von ihnen zunächst planen, einen größeren Teil des Gewinns zu spenden, erliegen die meisten dann doch dem Egoismus oder dem Sicherheitsdenken und behalten das Geld lieber selbst.
Während also die deutschen Lottogewinner eher wie ein wenig farblose Knauserer wirken, versucht sich der britische Lotto-Hool Michael Carroll auch fünf Jahre nach seinem Gewinn noch als Selbstdarsteller. In schönster Pete-Doherty-Manier lässt er sich immer wieder bei Prassereien und Prügeleien erwischen. Nur auf die Titelseiten schafft er es damit nicht mehr. So spannend sein Aufstieg und Fall auch waren, als schon Gefallener ist er uninteressant - ein tragischer C-Prominenter des Lottozirkus.
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