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■ London: Mathematische VerbrechensbekämpfungBei Frauen: plus drei!

London/Berlin (taz) – Der Phantasie des britischen Innenministeriums sind keine Grenzen gesetzt, wenn es um die Verbrechensbekämpfung geht. Mit Hilfe von John Copas, einem Statistiker der Universität Warwick, hat man nun eine Formel entwickelt, mit der BewährungshelferInnen ausrechnen können, ob die sich zu Bewährenden rückfällig werden.

Es ist im Grunde genommen ganz einfach: Man nehme die Zahl 31 und ziehe das Alter des Straftäters (bei Frauen: plus 3) sowie die Zahl der Jugendstrafen ab. Sodann muß die Verurteilungsrate ermittelt werden. Dazu benötigt man die Zahl der bisherigen Verurteilungen sowie die Anzahl der Jahre seit der ersten Verurteilung plus 5. Dann teile man die erste durch die zweite Zahl, ziehe die Quadratwurzel, multipliziere das Ergebnis mit 75, runde auf und addiere die Zahl zu der alten Summe.

Nun muß man nur noch in einem Katalog nachsehen und je nach Spezialisierung des Straftäters – Einbruch, Betrug, Drogenmißbrauch, Raubüberfall etc. – eine bestimmte Zahl addieren oder subtrahieren. Mit dem Endergebnis kann man im Handumdrehen die Wahrscheinlichkeit einer Rückfälligkeit in Prozent berechnen. Das Ganze läßt sich natürlich auch in einer simplen Formel ausdrücken:

S= 31-A-C+75 (W. G)/(F+5)+K.

Die BewährungshelferInnen, die mit dieser Formel arbeiten sollen, haben sich scheckig gelacht. Ein junger Mensch mit langem Sündenregister, der Haftstrafen bisher nicht ernst genommen habe, werde höchstwahrscheinlich wieder straffällig, sagen sie – für diese Weissagung benötige man jedoch keine Formel. „Bewährungshelfer sind bisher stets davon ausgegangen“, sagte Harry Fletcher, der stellvertretende Generalsekretär des Verbandes von Bewährungshelfern, „daß es bei der Rückfälligkeit auf Faktoren wie Jobaussichten, Bildung und Drogenabhängigkeit ankommt – und nicht auf Quadratwurzeln und Algebra.“ Ralf Sotscheck

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