: Lokalkoloratur
■ Gartenzwerge
Unerhörte Neuigkeiten dringen aus der deutschen Provinz und lassen die Ohren deutscher Stammtisch-Polemiker klingeln. Der heißgeliebte Gartenzwerg, unser aller Symbol für den typisch deutschen Vorgarten, ist gar nicht deutsch — sondern türkisch. Ins deutsche Reich gelangte dieses Sinnbild für rechtgeharkte Beete erst im 15. Jahrhun-
dert. Verkünder dieser zwerchfellerschütternden Neuigkeit ist der Uetersener Pastor Konrad Lübbert. Doch damit nicht genug der schlechten Nachrichten für die Hüter des urdeutschen Volksgutes. Wie der epd mitteilt, fand der als Friedenspastor bekannte Lübbert in monatelangen Nachforschungen heraus, daß deutsche Rumtata-Musik, nach der unsere deutsche Armee marschiert, keinesfalls aus deutscher Feder stammt. Genausowenig wie viele unserer echt deutschen Volksweisen. So komponierte beispielsweise den holden Lobgesang auf die deutsche Heimat „Kein schöner Land in dieser Zeit“ ein Italiener namens Florentin von Zuccalmaglio.
Jetzt reicht's?
Dem Pfaffen noch lange nicht. Des Deutschen zweitliebstes Hobby (nach Sportschau gucken), nämlich eine ruhige Kugel zu schieben und alle Neune mit einem Klaren zu feiern, ist nicht germanischen, sondern britischen Ursprungs. Wenn es ums leibliche Wohl geht, wird auch dem letzten deutschen Kohlkopf endlich klar: Kein Genuß ohne ausländische Unterstützung. Das deutsche Kraut kam ursprünglich aus Rußland, der Spinat aus Persien, die Zwiebel aus Innerasien und die heißesten Kartoffeln aus Südamerika. Ein kleiner Trost bleibt: Der deutsche Michel ist wirklich Made in Germany tom
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