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Lokalkoloratur

„Um 1707 suchte der französische Finanzminister Silhouette nach Sparmöglichkeiten. Als Ersatz für teure Ölgemälde erfand er das Schattenporträt mit Kerze und Leinwand. So entwickelte sich der Scherenschnitt“, erzählt Reinhold Stier, 42. Der „Silhouetteur“ folgt in seiner vier Quadratmeter großen Bude auf dem Dom einer alten Tradition und pflegt im Gewimmel von Autoscooter, Schießstand und Achterbahn seine Scherenschnittkunst. Aus Buntpapier schneidet er konzentriert mit einer Chirurgen-Schere Profile frei Hand. Vor zehn Jahren kam er aus Berlin nach Hamburg und wandert seitdem von einem Stadtteilfest zum nächsten. Mancher läßt sich regelmäßig von ihm porträtieren. Ab 14 Mark aufwärts kostet das – als realistisches Abbild oder als Karikatur. „Vielen Leuten fehlt der Mut, sich karikieren zu lassen“, bedauert Stier. Wer seinen Mumm einmal nicht beim Looping beweisen möchte, hat noch bis zum 8. Dezember Gelegenheit, sich von Stier „profilieren“ zu lassen. cha

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