Lokalkoloratur:
19 Jahre – das ist eine lange Zeit. Vor 19 Jahren war Deutschland noch Europameister (Jupp Derwall: Pilsnase hat auch Tornase), die Mauer war noch da, wo sie hingehörte, die Drecksäcke in Washington und im Kreml fingerten nervös am roten Telefon herum und stellten überall, wo noch kein Dixi-Klo herumstand, eine Rakete hin. Die Leute gingen zu Peter-Maffay-Konzerten und hatten schulterlange Haare. Sie konnten im Schlaf Begriffe wie doppelte Null-Lösung anwenden, und die einzig ungeklärte Frage war, wie sich dieser polnische Schnauzbart korrekt aussprach: Wallesa oder Wawoansa. Und Werner Höfer lud jeden Sonntag fünf Alkoholiker aus sechs Anbaugebieten zum gemeinsamen Saufen ins Fernsehstudio. Es war eine liebe Zeit. Warum das alles? Vor 19 Jahren wurde Gerd Schulte-Hillen Vorstandschef bei Gruner&Jahr. In dieser Woche präsentiert er seine letzte Jahresbilanz, bevor er in den Aufsichtsrat wechselt. Die Welt hat sich gewandelt, die letzte Konstante verschwindet. aha
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen