Lokalkoloratur:
Manchmal kann man sich gar nicht entscheiden, welch verdiente Persönlichkeit in dieser Rubrik geehrt werden soll. Da wird am Vormittag gemeldet, dass Inge Meysel endlich juristisch garantierten freien Elbblick hat und sich nach jahrelangem Streit um die Deicherhöhung bei ihrem Grundstück in Bullenhusen als Siegerin fühlen kann: Statt des Deichs gibt es jetzt nur eine Mauer. Kaum hat man sich dazu aufgerafft, ein paar lobende Zeilen zu schreiben darüber, dass freier Blick für freie Bürgerinnen ein Grundrecht ist und es wirlich noch Dinge gibt, für die es sich lohnt, zu kämpfen – da kommt uns dpa mit der Meldung, Gerhard Stoltenberg solle Ehrenbürger von Schleswig-Holstein werden. Seine Nach-Nachfolgerin im Amte Heide Simonis hat das beschlossen, und die weiß warum. Denn ohne den großen Klaren aus dem Norden, ohne sein Gerede von der „linken Kampfpresse“, ohne Stoltenbergs Ziehsohn-Gehabe in Sachen Uwe Barschel, ohne sein miserabels Waterkantgate-Krisenmanagement säße Simonis heute wohl nicht da, wo sie sitzt: Auf dem Posten einer SPD-Regierungschefin Schleswig-Holsteins.
aha
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