■ Logbuch: Protest mit Service
Endlich, mit zweitägiger Verzögerung, ist das Friedensschiff der polynesischen Bürgerinitiative „Fiji Moruroa Protest“ im Hafen von Rarotonga angekommen, hat Proviant und Passagiere an Bord genommen und ist in Richtung Moruroa-Atoll gestartet. 70 Menschen sind an Bord. Wie auf fast allen der 30 Schiffe der Friedensflotte besteht ein zahlenmäßiges Mißverhältnis von Pressevertretern und aktiven Demonstranten: Bei uns sind 24 Zeitungs- und Fernsehleute dabei. Zahlungskräftige Medienkonzerne haben weniger betuchte Bürger der Südpazifik-Region von den Schiffen verdrängt; Schiffsmakler sahnen ab. Die Organisatoren unseres Schiffes haben aus der Not eine Tugend gemacht. Viele Freiwillige von den Fidschi- und den Cookinseln stellen den Bordservice, unter ihnen der frühere Premierminister der Cookinseln, Sir Tom Davis. Er könnte sich gewiß die Teilnahme an der Fahrt leisten, verdingt sich jedoch solidarisch als Schiffsarzt. Wenn es wichtigstes Ziel der Friedensflotte ist, ein Höchstmaß an Weltöffentlichkeit herzustellen, dann muß man neben Demonstranten auch möglichst viel Presse in Kauf nehmen. Was nützt eine Demo im Pazifik, und keiner guckt zu? – Wir deutschen Politiker von SPD, Grünen und Neuem Forum, die auf dem Schiff sind, lehnen im übrigen einen Teil des Bordservices der Freunde von den Fidschiinseln freiwillig ab – wir wollen uns nicht als Öko-Kolonialisten von den Hauptbetroffenen die Betten machen lassen. Reinhard Schulz, MdB
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