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Lösungen mit Heiligenschein

Der Anspruch ist hoch, das Ziel noch höher. Hamburg sei nicht nur die heimliche Hauptstadt des Designs, man arbeite daran, es zum Mekka des deutschen Designs zu machen. Feierliche Anlässe zu solch Mut machenden Selbstbespiegelungen weiß die Branche oft genug zu feiern. Am Dienstagabend verkündigte es Wirtschaftssenator Thomas Mirow bei der Landesprämierung von zwölf hiesigen Design-Produkten.

Aus neunzig Einreichungen waren die zwölf von einer Fachjury im Auftrag der Wirtschaftsbehörde ausgewählt worden, um Hamburg beim alle zwei Jahre stattfindenden Bundespreises Produktdesign zu vertreten. Dabei geht es nicht um Entwürfe, sondern um bereits markteingeführte Produkte. Diesmal im Angebot: Ein Gerät zur geometrischen Vermessung von Formatpapier und zwei Armbanduhren, eine Einbauküche und zwei Lichtsysteme, ein Meßsystem und ein Gabelstapler, ein Deckfarbenkasten und ein Deko-System, eine Handtasche und ein Trennschleifer sowie ein Internet-interface-Design.

Daß Design tatsächlich „irrtumsfreies Handeln ermöglicht“wie im Begleittext zu einer Maschine behauptet, ist eher zu bezweifeln. Schließlich käme Design dann der Universallösung aller Menschheitsprobleme ziemlich nahe. Tatsächlich will man ja nicht mehr als Funktionsoptimierung und ästhetische Form als Wettbewerbsvorteil.

Gestaltet wurde die Präsentation von vier Studenten vom Studio 6 der Hochschule für bildende Künste. Sie legten durch das außerordentlich unruhige Foyer des stilwerks ein mehrfach aufgefaltetes Band aus Verbundholzplatten mit verschiedenen Sockelhöhen. Auf Rauhfasertapete gedruckte Fotos zeigen den Handlungskontext der Produkte, enzyklopädische Stichworte geben assoziativ dazu mögliche Bewertungskriterien, und Ringprojektionen setzen den prämierten Objekten einen dezent würdevollen Heiligenschein auf. Hajo Schiff

stilwerk Design Center GmbH, bis 10. Februar

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