piwik no script img

■ Linsen SouffléDer Meister des tödlichen Spagats

Fahrradschlauchlippe Christopher Lambert hätte es fast einmal, nein halt, zweimal geschafft, sich in den Olymp der Superstars zu beamen. Doch nachdem er den Affenmenschen gegeben hatte und den Highlander, nahm er nur noch dämliche Rollen an. Mit „Gunmen“ (Start 8.12.) hat er jetzt den absoluten Tiefpunkt seiner verschenkten Karriere erreicht. Neben Mr. Cool Mario van Peebles albert sich Lambert durch den südamerikanischen Dschungel, läßt sich von Mario ins Bein schießen, ballert dann Mario eine ins Fahrgestell, reißt flache Witze, über die er sich prompt selbst halb totlacht und tut auch sonst alles dafür, daß Lambert/van Peebles als das langweiligste Schwarzweiß-Ensemble in die Geschichte des B-Films eingehen. Regisseur Deran Serafian sollte sich schleunigst einen Job als Kartenabreißer besorgen, obwohl, auch dafür braucht man einen gewissen Stil. Egal, der Film ist Müll, und wer auf den Namen Christopher Lambert reinfällt, der freut sich wahrscheinlich auch über die Reklame-Unterbrechungen im Fernsehen, weil da ja auch ab und zu ein Promi auftaucht. Diese Fans sollten sich auf nach Japan machen. In Nippon kommen sie voll auf ihre Kosten. Da können sie dann Sylvester Stallone bewundern, wie er blöd grinsend Reklame für Schinken und Wurst macht, oder Jodie Foster, wie sie mit tiefem Blick und ohne mit der Wimper zu zucken Pulverkaffee anpreist. Sehr peinlich auch Harrison Ford, der eine riesige Bierflasche im Arm hält und mit leichtem Silberblick eine Ode an den Bölkstoff vorträgt. Bald wird auch der belgische Kickbox-Experte Jean-Claude van Damme für Slipeinlagen und Katzenfutter werben können. Schauspielern kann er natürlich nicht, aber jemandem mit einem Fußtritt das Gebiß zertrümmern, das kann der kleine, sehnige van Dumme. Und das reicht mindestens für Waschpulver-Reklame in Japan. Der neueste Filmhit des Meister des tödlichen Spagats heißt „Timecop“, (Start: 24.11.), wurde von Peter Hyams („Outland“, „2010“) in Szene gesetzt und ist eines dieser völlig unlogischen Zeitreisemärchen. In den USA spielte „Timecop“ mehr Geld ein als alle Van-Damme- Friedhöfe vorher, einschließlich seines bislang blutigsten Massakers „Universal Soldier“, aber das heißt natürlich gar nichts. Trotzdem kommt man schon ein bißchen ins Grübeln, denn eigentlich ist die Geschichte für die MTV-Generation doch ein wenig kompliziert: Van Damme ist Max Walker, ein Bulle des Jahres 2004. Sein Auftrag lautet Zeitüberwachung. Dafür reicht eine Armbanduhr nicht mehr aus, denn Zeitreisen sind möglich, aber streng verboten, weil durch eine Reise in die Vergangenheit die Zukunft verändert werden kann. Was gemerkt? Genau, klingt wie „Zurück in die Zukunft“, „Terminator“ etc. Und genauso geht's auch weiter. Ron Silver (der irre Killer aus „Blue Steel“) bombt Van Damme die Ehefrau weg und reist ins Jahr 1994, um Amerika in eine nette kleine Diktatur zu verwandeln. Van Damme hinterher. In Washington D.C. setzt die belgische Bulldogge dann Füße, Hände, Zähne und sonstige Geräte ein, um Amerika und die Welt zu blah, blah, blah... Keiner wäscht reiner! Karl Wegmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen