■ Linsen Soufflé: And the Winner is...
Laß uns froh, vor allem aber putzmunter sein, lautet derzeit die Maxime gewisser Departements in Hollywoods Filmindustrie.
Am 14. Feburar werden die Nominierungen für die Academy Awards bekanntgegeben, und bis dahin muß noch einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden. Die erlauchten Mitglieder der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, gut 5.000 an der Zahl, finden in diesen Tagen Ansichtskassetten der in Frage kommenden Filme in ihren Briefkästen oder erhalten Einladungen zu speziellen „Screenings“. Einige Produzenten haben indes verlauten lassen, in diesem Jahr auf den Versand von Videobändern verzichten zu wollen – ein Kinofilm könne ausschließlich auf der Leinwand angemessen beurteilt werden. Natürlich spart diese durchaus stichhaltige, aber nicht sonderlich originelle Erkenntnis auch einiges an Kosten.
Namentlich die Hersteller von „Forrest Gump“ gehen die Kampagne gelassen an – der Film hat bereits so viel Geld eingespielt, daß auch nach einer etwaigen Oscar-Nominierung nicht mehr mit nennenswerten Umsatzsteigerungen zu rechnen ist. Branchenbeobachter sehen das fragwürdige Rührstück als großen Gewinner der kommenden „Nacht der Nächte“, und vermutlich feilen einige der Beteiligten insgeheim schon an ihrer Dankesrede. Ein bißchen voreilig – so manches Mal waren gerade die großen Favoriten am Ende die bitter Enttäuschten.
Möglich, daß in einer der Nebenkategorien auch ein Regisseur deutscher Herkunft vertreten ist. Roland Emmerich, hierzulande wegen seiner unbändigen Lust aufs Filmemachen und seiner Vorliebe für US-amerikanische Filmsprache einst als „schwäbisches Spielbergle“ verhöhnt, hat dem traditionsreichen, aber schwer angeschlagenen Major-Studio MGM/United Artists mit dem Science-fiction-Film „Stargate“ einen veritablen Hit beschert – und Hollywoods Buchhalter, die noch immer glauben, verläßlich Erfolgsformeln in ihren Laptops zu verwahren, arg verunsichert.
Auch von schlechten Kritiken in überregionalen Blättern ließ sich das Publikum nicht abhalten, mit Kurt Russell und James Spader auf Sternfahrt zu gehen. Womöglich hat sich inzwischen herumgesprochen, daß negatives Presseecho nicht immer mit den Qualitäten des jeweiligen Produkts in Zusammenhang steht. Gerade bei außerordentlich erfolgreichen Stars schlägt gelegentlich mal das Pendel in die andere Richtung, um den Herrschaften einen Dämpfer zu verpassen, bevor vollends der Größenwahn mit ihnen durchgeht – Bruce Willis bekam seine Lektion bei „Hudson Hawk“, Arnold Schwarzenegger traf es ausgerechnet bei seinem besten Film, „Last Action Hero.“
Emmerich, seit seinen Anfängen dem Science-fiction-Genre verbunden, hatte Glück, den richtigen Riecher oder beides, denn die Gattung floriert mal wieder. Auch „Star Trek: Generations“ wurde zum Kassenerfolg, und George Lucas hat mit den Vorbereitungen zur lange angekündigten Fortsetzung seine „Star- Wars“-Saga begonnen. Möge die Kraft mit ihm sein.
Harald Keller
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