■ Linsen Soufflé: Ein Ekelpaket wird (vielleicht) aufgeschnürt
James Ellroy ist ohne Zweifel das größte Ekelpaket unter den Unterhaltungsschriftstellern. Mit Sprüchen wie „Ich bin der größte Krimiautor aller Zeiten, wäre ich ein Diktator, dann wäre ich Hitler“ machte sich der Amerikaner in aller Welt unbeliebt. Ein richtiges Haßobjekt wurde er trotzdem nicht, das verdankt er seinen Büchern. Romane wie „Heimlich“, „Hügel der Selbstmörder“ oder „Browns Grabgesang“ waren das Härteste, was das Genre bis dahin gesehen hatte – Härte wird immer gern genommen und bekommt dann gleich den Stempel „Underground“ aufgedrückt. Sein Roman-Quartett über Bullen, Stars und Massenmörder des L.A. von 1947 bis 1960 („Die schwarze Dahlie“, „Blutschatten“, „Stadt der Teufel“ und „White Jazz“) mehrte Ellroys Ruhm. Natürlich bekam Hollywood Wind von dem talentierten Großmaul. 1987 wurde mit „Blut auf dem Mond“ erstmals ein Ellroy-Erguß verfilmt – und zwar billig und mies. „Der Cop“ von James B. Harris, mit James Woods in der Hauptrolle inszeniert, war nichts weiter als eine Nullachtfünfzehn-Serienkillerstory. Die düstere, beklemmende Atmosphäre, die Ellroy allen seinen Romanen verpaßt, hatte sich im strahlenden Sonnenschein Hollywoods völlig aufgelöst, ein zappeliger Woods, der laut Romanvorlage ein von Dämonen gehetzter Gesetzeshüter sein sollte, tat ein übriges. Ellroy war stinksauer. Er versprach, seine folgenden Bücher so komplex und abenteuerlich zu gestalten, daß eine Verfilmung unmöglich wäre. Natürlich hat er sich verrechnet. Hollywood hat noch alles auf die Leinwand gebracht. Vor zwei Jahren hatte sich Willi Bär die Rechte an „Die schwarze Dahlie“ gesichert und eine prompte Verfilmung angedroht, ohne daß das Projekt bis jetzt über das Planungsstadium hinausgekommen wäre. Auch MGM/UA macht's mit Ellroy. Sie wollen „Blutschatten“ unter der Regie von Wayne Wang adaptieren. Es gibt aber noch kein Drehbuch und keine Besetzung. Ellroy kann also beruhigt abwarten. Überhaupt scheinen sie in Hollywood gerade die Langsamkeit entdeckt zu haben. Mehrere Großprojekte sind ins Stocken geraten. Paul Verhoeven ist von seinem Lieblingsprojekt „Crusade“ mit Schwarzenegger abgesprungen. Er hatte die Budget- Streitereien satt und dreht jetzt den SciFi-Thriller „Starship Troopers“. Arnie will aber nur für Freund Paule das Kreuzritter- Schwert schwingen, also dreht er jetzt erst einmal „Planet der Affen“ (die Rolle von Charlton Heston, 70). Traurig auch, daß Regie-Shootingstar Jan De Bont nun doch nicht „Godzilla“ in Szene setzen wird. Grund auch hier: Ärger mit dem Budget. Während Sony die veranschlagten 100 Mio. Dollar auf keinen Fall überschreiten wollte, bestand De Bont auf 130 Mios. Der Holländer ist draußen, wird aber getröstet. Alle Welt bietet ihm Projekte an. Sehr wahrscheinlich entscheidet er sich für die Steven Spielberg-Produktion „Twister“, eine dieser zur Zeit äußerst beliebten Special-Effect-Extravaganzen. Die schrecklichste Nachricht wie immer zum Schluß: Whoopi Goldberg darf doch nicht die Oscar-Verleihung moderieren. Seine Albernheit Billy Crystal bekommt schon wieder den Job. Karl Wegmann
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