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■ Linsen SouffléCarpenter kommt gewaltig, und Travolta dreht durch

Mann o mann, da haben wir uns doch gerade erst durch die feuchte Langeweile „Am wilden Fluß“ gequält, nur um jetzt zu hören, daß sie Flachfilmer Curtis Hanson schon wieder einen „Thriller“ drehen lassen. Er soll die Regie bei Paramounts Bestsellerverfilmung „Die Einkreisung“ von Caleb Carr übernehmen, für die längere Zeit auch Oliver Stone im Gespräch war. Hanson muß schon im Frühjahr anfangen, weil sie den Streifen in der nächsten Weihnachtssaison in den US-Kinos haben wollen. Tja, und worum geht es genau? Na? Richtig: um einem Serienkiller! Ollie Stone wußte schon, warum er das Ding abgelehnt hat. Die Geschichte spielt 1896 in New York. Der Chef der Polizei von Big Apple ist der spätere Präsident der USA, Theodore Roosevelt. Dann haben wir da noch einen Möchtegern-Sigmund Freud, genannt Dr. Kreisler, und einen gewissen John Moore, Polizeireporter der New York Times. Die drei finden es ganz schrecklich, daß haufenweise Strichjungen gemetzelt werden und daß die Polizei sich nicht weiter um diese Massenabschlachtung kümmert. Der Roman ist nicht erwähnenswert, in den Staaten war er natürlich ein Hit, wg. Teddy Roosevelt und so, die Geschichte jedoch ist x mal erzählt worden, und der Film wird wohl nicht aufregender. Viel interessanter ist das, was man von John Carpenter so hört. Der scheint nämlich, durch „Die Mächte des Wahnsinns“ wieder mächtig Oberwasser gewonnen zu haben und geht in die vollen: Wenn er dem Drehbuch für die Fortsetzung seines Klassikers „Die Klapperschlange“ den letzten Schliff gegeben hat, will er sich sofort nach einem Studio für die 35-Mio.-Dollar-Produktion umsehen. Bereits jetzt steht fest, daß Kurt Russell wieder den Snake Plissken geben wird. Seine Gage: 7 Millionen Dollar. Auch Dirty Kurt ist (dem überaus albernen „Stargate“ sei dank) wieder ganz oben. Das denkt auch John Travolta von sich. Nach „Pulp Fiction“ hofft die Tanzmaus jetzt auf den Aufstieg in den Zehn-Mio.-Dollar-Club. United Artists, die sich die Dienste Travoltas für den Actionfilm „Fireworks“ mit einer Gage von fünf Mios sichern wollten, mußten passen, als das alternde Grübchen frech das Doppelte verlangte. Wieviel Travolta den Studios letztlich wert ist, wird sich beim Einspielergebnis der nächsten Rolle zeigen, die die einstige Teenie-Ikone an Land ziehen kann. Wir warten geduldig. Und auch das neue „Traumpaar“, das da gerade in Hollywood gefeiert wird, regt uns nicht besonders auf. Seit ihrer Leinwandaffäre in Robert Altmans „Prêt-à-Porter“ gelten Julia Roberts und Tim Robbins als ideale Paar-Besetzung. Universal will sie jetzt wieder als Duo und zwar für die Komödie „Bad Death“. Tim Robbins (der ab 9. März bei uns in der mehr als gelungenen Stephen- King-Adaption „Die Verurteilten“ brilliert) soll einen Versicherungsbetrüger spielen, der vorgibt, tot zu sein, um so ans große Geld zu kommen. Die Roberts als Detektivin muß den Schwindel aufdecken. Ein Regisseur steht noch nicht fest. Bleibt die Hoffnung, daß sie keinen finden. Einen Tim Robbins hat Julia Roberts nicht verdient. Der würde sie nämlich locker an die Wand spielen. Karl Wegmann

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