■ Linsen Soufflé: Sendungsbewußtsein der überschätzten Art
Die dämlichsten Preise, die absurdesten Hitlisten findet man im Rummel um den Film. Wer kennt zum Beispiel die World Airline Entertainment Association (WAEA) und weiß auch noch, daß dieser aufgeblasene Haufen – zuständig für die Unterhaltung der Fluggäste – jedes Jahr eine Parade von Über-den-Wolken- Highlights bekanntgibt. Kein Witz! Für das Jahr 1994 stand auf internationalen Flügen „Mrs. Doubtfire“ auf Platz eins, scharf bedrängt von „Speed“, gefolgt von „Maverick“ usw. usf. Verflucht schade, daß niemand mehr diese „Airport“-Katastrophenschinken dreht. Das wär was für den Überseeflug! Diese Geschichte, wo eine Bombe den Captain, samt Kopiloten und halber Kanzel wegfetzt und dann eine Stewardeß ran muß, um den Jumbo auf einen Flugzeugträger zu landen. Das hat noch was. Da kommt doch Freude auf bei der Vorführung an Bord, da schaut man doch die fliegende Bedienung mit ganz anderen Augen an. Na ja, solche Filme werden nicht mehr gedreht. Und gute Filme trauen sich die Airlines sowieso nicht zu zeigen. Oder taucht „Pulp Fiction“ in der Hitliste auf? Eben! Apropos, an PF stoßen sich, dank des Welterfolgs (mehr als 100.000.000 Dollar Einspiel), alle Beteiligten mächtig gesund. John Travolta hält sich jetzt sogar für einen Superstar. Nur weil er seine fettigen Haare im Gesicht lassen durfte und etwas über pappige Hackfleischbrötchen aufsagen mußte, denkt er jetzt, er könne einen Film über seinen Oberguru und seine Sekte machen. Sendungsbewußtsein der überschätzten Art. Sein Killerkumpel in „Pulp Fiction“, Samuel L. Jackson, nutzt das Sprungbrett realistischer. Er wird eine der Hauptrollen in der Verfilmung von John Grishams Romandebüt „Die Jury“ übernehmen. Die niedliche Sandra Bullock und Val Kilmer sollen auch mitmachen. Regie: Joel Schumacher. Die Dialoge werden natürlich nicht so kultig geraten wie in PF. Unmöglich! Wer übrigens den Kult melken und das Orginaldrehbucb von „Pulp Fiction“, zwecks Kontrolle oder Amüsement, einmal durchschmökern möchte, der kann das durchaus tun. Das Buch (und auch die von „Forrest Gump“, „Nell“ oder „Legenden der Leidenschaft“) steht im Katalog der Londoner Firma Hollywood Scripts. Mit über 2.000 Titeln im Angebot ist Hollywood Scripts Europas größter Anbieter von Originaldrehbüchern und als solcher seit Jahren feste Bezugsquelle für europäische Filmfreaks und Drehbuchschreiber. Info unter Tel. 0044-81-6751432. Ansonsten nur flaue Nachrichten aus Hollywood: Von „Waterworld“ hört man gar nichts mehr, die basteln immer noch am Schnitt; Ridleys untalentierter Bruder Tony Scott macht, nach dem U-Boot-Schocker „Crimson Tide“, leider schon wieder einen Film. Sport diesmal: Red-Sox- Anhänger ist von seinem Lieblingsspieler besessen. Ein affiges Remake ist auch wieder in der Mache, und zwar eins von „Panik um King Kong“ (1949). Der Film soll 1996 rauskommen und schwer familienfreundlich sein. Story: Eine junge Frau verläßt ihre liebliche Farm in Afrika, um ihren Riesengorilla einem großen Publikum bei einer Gala in Las Vegas vorzustellen. Gähn! Karl Wegmann
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