■ Linsen Soufflé: Niemand langt so zu wie John Woo!
Niemand, nicht einmal das Grippekillervirus, konnte James Bond stoppen. Pierce Brosnan legte mit „Goldeneye“ nicht nur den kommerziell besten Start des Jahres, sondern auch den zweitbesten Start eines Films in Deutschland überhaupt hin. Nur „Jurassic Park“ war 1993 mit 1,7 Millionen Besuchern besser. Mit 1,3 Millionen Zuschauern (2.314 pro Kopie) versammelte die alte Doppelnull gut 40 Prozent der deutschen Kinogänger am letzten Wochenende des Jahres.
Unglaublich, aber wahr. Nur beruhigend, daß das Schäferferkel in „Ein Schweinchen namens Babe“ ebenfalls eine ganze gute Figur (1.221 Besucher pro Kopie) machte. Überhaupt lieben die Deutschen Action und Komödien im Kino. Die erfolgreichsten Filme des letzten Jahres waren „Während du schliefst“, „Casper“ und „Stirb langsam – jetzt erst recht“. Alles Amischinken, und die bedienen uns auch in den ersten drei Monaten des neuen Jahres reichlich mit schnellen Ballereien. Den Anfang macht heute „Money Train“ mit Wesley Snipes und Woody Harrelson. Nächste Woche jagen dann Sigourney Weaver und Holly Hunter in „Copykill“ einen (gähn!) Serienmörder.
Im Februar sind die Muscles from Brussels wieder im Einsatz. Jean-Claude Van Damme spielt in „Sudden Death“ den Hausmeister eines Eisstadions und muß mal eben den Vizepräsidenten retten. Rebecca De Mornay hat auch nicht mehr die Hand an der Wiege, sondern ist jetzt an der Seite von Antonio Banderas in „Never Talk to Strangers – Spiel mit dem Feuer“ eine Kriminalpsychologin die (gähn!) einen Serienkiller sucht.
Aber das sind nur alberne Faxen – was die Härte angeht. Niemand langt so zu wie John Woo. Kann im Februar in „Operation: Broken Arrow“ überprüft werden. Der März beschert uns dann „Executive Decision“ mit dem unverwüstlichen Kurt Russell und Renny Harlins Piratenspektakel „Cutthroat Island“.
Aber das alles ist erst der Anfang. Im Sommer beginnen die Dreharbeiten zu „Alien 4“. Und obwohl sie nach Teil 3 geschworen hatte, nie wieder in einem „Alien“-Film mitzuspielen, und ihre Figur „Ripley“ sich darin entleibte, ist Sigourney Weaver die Favoritin für die Hauptrolle. Inszenieren wird der Schotte Danny Boyle („Kleine Morde unter Freunden“). Ebenfalls im Sommer will Stanley Kubrick mit „Eyes Wide Shut“ beginnen. In der Geschichte um Eifersucht und sexuelle Obsession sollen Tom Cruise und nebst Gattin Nicole Kidman die Hauptrollen übernehmen.
Gleich im Anschluß will Kubrick „AI“, den angeblich „aufwendigsten Science-fiction-Film aller Zeiten“, vollenden.
Ja, und dann haben wir da noch Publikumsliebling Brad Pitt. Der schwimmt nach dem Superhit „Sieben“ wie ein großes Fettauge auf der Hollywoodsuppe und soll jetzt eine amerikanische Legende mimen: den Indianerschlächter General Custer. Nach dem Skript des „Der mit dem Wolf tanzt“- Autors Michael Blake entsteht „Custer Marching to Valhalla“. Erzählt werden sollen Aufstieg und Fall des brutalen Generals aus dessen Sicht.
Neben der militärischen Karriere befaßt sich der Stoff hauptsächlich mit der Beziehung Custers zu seiner Ehefrau Libby. Amerikanische Ureinwohner werden nur am Rande ausgerottet. Das Studio New Line kündigt „Custer Marching to Valhalla“ als „großes Liebesepos im Stil von ,Legenden der Leidenschaft‘ an. Dann doch lieber John Woo! Karl Wegmann
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