■ Linsen Soufflé: Die Asiaten kommen
Inspektor Columbos Darsteller wird endlich wieder in einer großen Rolle zu sehen sein. Denn der Elmore-Leonard-Boom in Hollywood („Schnappt Shorty“ ist an allem schuld) hält an: Jim McBride wird den Krimi „Pronto“ inszenieren, mit Peter Falk in der Hauptrolle eines alternden Buchmachers, dessen Pläne vom Ruhestand in Italien durch den Mob und einen US- Marshall durchkreuzt werden. Mit James Ellroy wird ein anderer Krimischreiber ausgeschlachtet. „White Jazz“ heißt der letzte Teil seiner vierteiligen Verbrechensanthologie und Nick Nolte sein Hauptdarsteller. In der verschlungenen Geschichte geht's um Korruption und Massenmord in den auslaufenden 50er Jahren in Los Angeles. Auch Robert De Niro hat sich eine Literaturverfilmung ausgesucht. Er und Ethan Hawke sollen in einer zeitgemäßen Adaption des Charles-Dickens-Klassikers „Große Erwartungen“ spielen. ALfonso Cuaron soll die Freundschaft zwischen einem Jungen und einem Sträfling in Szene setzen.
Tim Robbins hat dagegen erst einmal die Nase voll von Büchern und macht jetzt auf lustig. Wohl um sich von „Dead Man Walking“ zu erholen, wird er neben Martin Lawrence in der Komödie „Nothing to Lose“ unter der Regie von Steve Oedekerk einen Reklamefuzzi spielen, der vermutet, daß seine Frau ihn mit seinem Chef betrügt. Als er einen Autodieb in flagranti erwischt, denken sich die beiden einen Plan aus, den gehörnten Ehemann zu rächen.
Und dann sind da noch die Asiaten. Alle wollen sie in Hollywood. John Woo haben sie schon und gleich fest eingebunden ins System. Bei Fox hat man sich jetzt entschieden, wie der asiatische Superstar Chow Yun Fat („The Killer“) dem amerikanischen Kinopublikum schmackhaft gemacht werden kann. In „Anna and the King“, einem Remake von „Anna und der König von Siam“ und „Der König und Ich“, soll Chow den Witzbold machen, danach sind dann Actionfilme geplant. Auch New Line hat nach dem guten Abschneiden von „In der Bronx ist die Hölle los“ sofort reagiert und seinen Star Jackie Chan für fünf weitere Produktionen unter Vertrag genommen. In dem Paket befinden sich „First Strike“, der in Asien bereits ein Hit war, der schon abgedrehte „Thunderbolt“ und (Hollywoods Manager denken simpel) die Fortsetzungen beider Filme. In Asien gilt der 41jährige Chan seit gut 15 Jahren als absoluter Superstar. Auch bei uns hat er eine treue (Video)-Fangemeinde und seinen letzten Ausflug auf deutsche Leinwände („Mission Adler – Der starke Arm der Götter“) im Jahr 1991 wollten immerhin 50.000 Besucher sehen.
Und was macht Ang Lee ohne Emma Thompson? Er dreht einen Film mit dem Titel „Ice Storm“ und Kevon Kline als Hauptdarsteller. Apropos Oscar- Gewinner: Nicolas Cage ist jetzt ganz oben. Nach seiner Hauptrolle neben Sean Connery in „The Rock“ bleibt er seinem eingeschlagenen Action-Weg vorerst treu. In John Woos „Face Off“ wird er neben John Travolta spielen.
Danach dann „Con Air“ ein weiterer Reißer, diesmal unter der Regie von Simon West. Und Bryan Singer (Oscar für seinen Drehbuchautor Christopher McQuarrie) hat nach „Die üblichen Verdächtigen“ einen Geschichtenerzähler entdeckt, der nicht unbekannt ist in Hollywood: Singer dreht „Apt Pupil“ nach einer Kurzgeschichte von Stephen King und Sir Ian McKellen („Richard III“) ist sein Hauptdarsteller. Karl Wegmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen