Liebeskomödie im ZDF: Doppelter Mittwoch

Mit dem Anfang 2008 eingeführten "Mittwochsfilm" macht das ZDF dem ARD-"FilmMittwoch" Konkurrenz. Es zeigt "Komödien mit Bodenhaftung".

An einem Mittwoch im ZDF: Aglaia Szyszkowitz relaxt in „Liebe ist Verhandlungssache“.  Bild: ZDF

"Sie sind wohl kein besonders romantischer Mensch", sagt Heike Hempel. Die Einschätzung der ZDF-Hauptredaktionsleiterin Unterhaltung-Wort ist die Reaktion auf die möglicherweise naive Frage, ob es denn Hochzeitsplaner auch im wirklichen Leben gebe. In der am Mittwoch um 20.15 Uhr ausgestrahlte Komödie "Liebe ist Verhandlungssache" gibt Heikko Deutschmann nämlich einen Hochzeitsplaner - und, ja, allen unromantischen Lesern sei hiermit gesagt, es gibt solche Dienstleister tatsächlich, schließlich gibt es ja auch Verlobte, die einfach keine Zeit haben, ihr Hochzeitsfest zu planen.

Der Hochzeitsexperte teilt sich das Büro mit einer Paartherapeutin (Aglaia Szyszkowitz), und es gibt ziemlich oft Streit. "Liebe ist Verhandlungssache" - der mehrdeutige Titel passt auch zu den Problemen, die Filme wie dieser für die Beziehung zwischen ARD und ZDF heraufbeschworen haben. Anfang 2008 hat das Zweite am Mittwoch seine Programmstruktur reformiert. Das 45-minütige Politmagazin "ZDF.reporter" wurde auf donnerstags geschoben, am Mittwoch bestreitet man die Zeit zwischen 20.15 Uhr und 21.45 Uhr seitdem mit 90-minütigen Formaten, darunter "Aktenzeichen XY", Shows, Fußballübertragungen - und eben der "Mittwochsfilm".

Unter diesem Label senden die Mainzer pro Jahr zehn bis zwölf eigenproduzierte Komödien wie die mit dem Hochzeitsplaner. Aus Sicht einiger ARD-Programmmanager hat das eine Verschärfung des Konkurrenzverhältnisses mit sich gebracht, denn hier wird der "FilmMittwoch im Ersten" um 20.15 Uhr als Marke schon weit länger gepflegt. Vor einigen Wochen empfand es die ARD als Affront, als das ZDF am Mittwoch gegen das Afghanistankriegsheimkehrer-Drama "Willkommen zu Hause" die Verfilmung von Hape Kerkelings Bestseller "Ein Mann, ein Fjord" platzierte. Die ARD befürchtete, die Resonanz für ihren gesellschaftlich relevanten Film, auf den sie ziemlich stolz war, würde unter dem Quotengarant leiden, und zeigte ihn dann lieber am Montag.

Das ZDF versuche zu vermeiden, am Mittwoch gegen Fictionprogramme der ARD anzutreten, kontert Heike Hempel. "Wir haben bisher überwiegend gegen Fußball gesendet, und das bleibt so." Dass die Zuschauer die Wahl zwischen zwei thematisch ähnlichen Filmen hätten, komme selten vor. Und wenn doch, "steht nicht immer nur kriegerische Absicht dahinter". Angesichts des Überangebots an Fiction gebe es manchmal "keine Möglichkeit auszuweichen".

Für ihren Sendeplatz am Mittwoch verspricht Hempel "Komödien mit Bodenhaftung". Dazu zählt sie "Workingplace-Geschichten" in denen die Realität der Arbeitswelt zumindest am Rande "miterzählt" wird. "Ich habe nichts gegen Eskapismus", sagt sie, aber die Zuschauerinnen müssten in den Filmen "Anknüpfungspunkte an ihrem Alltag finden". Eine der für 2009 vorgesehenen Produktionen heißt "40+ sucht Liebe" (Sendetermin: 2. Quartal), aber Hempel betont, man produziere keine "romantischen Komödien" der Sat.1-Machart. "Bei uns geht es nicht um Frauen im mittleren Alter, die auf lustig-heitere Weise postpubertäre Probleme lösen."

Grundsätzlich will Hempel dazu beitragen, dass Qualität auch in Bereichen zum Tragen komme, wo viele sie nicht vermuten. Entsprechende Standards gelte es "nicht nur für unser Kulturangebot und für politische Programme" umzusetzen, "sondern auch für Unterhaltung und leichtere Fiktion". Dem dürften vermutlich auch die ARD-Manager zustimmen.

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