Gefängnistüren to go : Lieber einmal mehr nachdenken
Eine andere Entscheidung hätte es nicht geben dürfen. Den Verkauf der Zellentüren aus dem Hamburger Gefängnis Fuhlsbüttel zu stoppen, ist richtig. Das Gedenken an die Opfer der Nazi-Diktatur lässt da überhaupt keinen Ermessensspielraum.
KOMMENTAR VON SVEN-MICHAEL VEIT
Es gibt Dinge, die dürfen einfach nicht getan werden. So einfach ist das. Dazu gehört auch, Zellentüren, hinter denen die Opfer eines Unrechtsregimes gefangen gehalten wurden, nicht zu Geld zu machen. Es käme doch auch niemand – hoffentlich! – auf die Idee, Original-Nazi-Fallbeile fürs Reihenhaus feilzubieten.
Streiten mag, wer das möchte, über die Weiterverwendung von Zellentüren, hinter denen „nur“ rechtsstaatlich Verurteilte saßen. Mit einigem Recht jedoch dürfte auch das als zumindest geschmacklos, wenn nicht zynisch, gelten. Doors to go: Wie wär’s mit der Zellentür eines Serienmörders fürs Kinderzimmer oder demnächst der von Christian Klar für die Geisterbahn auf dem Frühlingsdom?
Im vorliegenden Fall aus der Hamburger Justiz ist niemandem Böswilligkeit zu unterstellen. Es sind Geschichtsvergessenheit und Gedankenlosigkeit, die da eine unheilvolle Allianz eingingen. Deutsche Geschichte ist nun mal eine äußerst schmerzhafte, und deshalb sollte man sie besser einmal zu viel als einmal zu wenig bedenken.
Und vor allem ihrer Opfer gedenken.