"Liebe taz...": AStA-Frauen stinkwütend
■ Betr.: "Warum zahlte der AStA an den Gerichtsvollzieher?", taz vom 25.5.93
Frauen können nicht mit Geld umgehen und fressen kleine Kinder. Als sich 1990 die Frauen der linken Listen zusammentaten, um den jahrelang erlittenen Hahnenkämpfen einen Frauen-AStA entgegenzusetzen, hatten sie zum Glück keine Vorstellung von all der Dummheit, Bosheit und dem Frauenhaß, den dieses Projekt provozieren würde. Bald jedoch wurde klar, was für Sanktionen drohen, wenn Frauen sich ohne männlichen Vormund in die Verantwortung begeben. Daß wir „Männerhasserinnen“ seien, gehörte zu den harmlosen Beschimpfungen (selbstverständlich haben wir auf der AStA-Etage kleine Jungs gegrillt...)
Als jedoch einige von uns mit Telefonterror und Vergewaltigungsandrohungen traktiert wurden, konnten wir das nicht mehr als absurd belächeln. Das ist nun Jahre her, doch zumindest die Rufmord-Kampagnen nehmen immer noch kein Ende. Jeder weiß doch: Frauen können nicht mit Geld umgehen. Das stimmte in unserem Fall sogar soweit, als wir es als erster AStA (vor lauter weiblicher Sparsamkeit und Zaghaftigkeit) nicht geschafft haben, alles zur Verfügung stehende Geld in einem Jahr auch auszugeben!
Unbesehen dieser Tatsache wurde hernach so gründlich finanzgeprüft wie niemals zuvor. Die Herren konnten es kaum glauben, aber unsere Buchführung war in Ordnung und wurde entlastet. Trotzdem wurden immer wieder haltlose Unterstellungen in die Welt gesetzt. Die jetzigen Behauptungen eines Herren, der sich „Finanzprüfungskommission“ nennt, strotzen nur so vor Unkenntnis der Sachlage und bösartiger Lüge: Der AStA von 1990/91 kann wohl kaum Absprache mit einer Liste getroffen haben, die seit fünf Jahren nicht mehr existiert. So penetrant wie lächerlich wird ebenfalls am „Bus-Mythos“ festgehalten: Aber eine AStA-Vorsitzende schafft sich doch keinen Bus zur privaten Verlustierung an, wenn sie nicht mal einen Führerschein besitzt! Nebenbei: Die studentische Initiative Frauenbus bewegt sich nicht auf Dreirädern fort...
„Wenn man einen Kübel Dreck über jemand auskippt, bleibt immer etwas kleben.“ Die politischen Konsequenzen aus den jahrelangen Diffamierungen des Frauen-AStA sind unübersehbar. Noch nie waren so wenig Frauen an der Uni aktiv wie heute. Die Einschüchterung scheint zu fruchten. So ist es wohl kaum ein guter Rat an Frauen, sich politisch einzumischen!
Stinkwütend für die
Feministische Liste, Atta Hecke und Ute Kathmeyer
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