: „Liebe taz...“ Spielstraßen als Alternative gefordert –betr.: „Sozialsenatorin verkauft ihre Spielplätze“, taz-Bremen vom 20.10.1998
Der Jugendhilfeausschuß wurde schon vor Monaten informiert, daß die Verwaltung entsprechende Prüfverfahren einleitet, um Spielplätze zu verkaufen, damit das Jugendressort vor massiven Kürzungen bewahrt werden kann. Schon jetzt werden Kindern und Jugendlichen immer mehr Freiräume und Spielflächen genommen. Existierende Mindeststandards für Spielflächen im Stadtteil sollten in diesem Zusammenhang nicht zur Rechtfertigung von Schließungen mißbraucht werden. Auch schlecht genutzte Spielplätze sind oft Refugien für kleine Cliquen.
Wenn die Verwaltung jetzt Maßstäbe festlegt, nach denen Spielplätze verkauft werden können, weil einige besonders selten genutzt werden, beschreibt dies die Widersprüche, in denen sich Jugendpolitik bewegt – es geht an's Eingemachte. Spielflächen schlicht aufzugeben, nur weil sie zur Zeit kaum genutzt werden, ist phantasielos.
Grundsätzlich sollte der Grundgedanke bestehen bleiben, daß für Kinder und Jugendliche bereit gehaltene Flächen möglichst nicht aufgegeben werden. In den Fällen, wo dies doch sinnvoll erscheinen kann, muß zuallererst über Ausgleichsflächen nachgedacht werden. Möglicherweise kann das Einrichten von Spielstraßen als Ersatz in diesem Zusammenhang eine sinnvolle Alternative sein. Die Einnahmeseite der Sozialsenatorin stellt sich dann wie geplant dar und für die Kinder und Jugendlichen wird weiterhin öffentlicher Raum bereitgehalten.
Frank Pietrzok, Vorstand des Bremer Jugendrings
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