: „Liebe taz...“ Onkelz doch böse
Betr.: „Immer nur das Eine“, taz vom 16.5.
Euer lobhudelnder Konzertbericht über die Böhsen Onkelz zeugt entweder von gnadenloser Naivität oder von bewusster Desinformation über eine der wichtigsten Rechtsrock-Bands der BRD. Konzerte der Böhsen Onkelz werden in einer Bundestagsanfrage vom Februar 2000 als die größten rechtsextremistischen Musikveranstaltungen genannt. Bei mehreren Konzerten kam es zu Angriffen auf Andersdenkende, zu Propagandadelikten und anschließenden Festnahmen durch die Polizei. So auch vor zwei Jahren beim letzten Onkelz-Konzert in Bremen, schon vergessen?
Die neofaschistische Vergangenheit spiegelt sich längst nicht nur in dem Stück „Türken raus“ wider, was nebenbei eigentlich „Für Mustafa“ heißt. Ein Tonträger der Onkelz wurde wegen strafrechtsrelevanter Inhalte beschlagnahmt bzw. eingezogen, acht weitere CDs oder LPs wurden indiziert.
Die Onkelz haben nie den Vertrieb ihrer alten Tonträger, u.a. durch einschlägige Zeitungen und Versandhandel, unterbunden, sondern kassieren weiterhin das Geld aus deren Verkauf. Da fällt eine geplante Alibi-Spende von 10.000 Mark an die Wehrmachtsausstellung nicht weiter ins Gewicht.
Eine neuere CD, nach der angeblichen Läuterung der Onkelz, hieß bezeichnenderweise „Mit scheinheiligen Liedern erobern wir die Welt“. Dort singen sie: „Keinen Tag haben wir bereut, Hut ab, es hat uns sehr gefreut...“ Die Böhsen Onkelz sind mitnichten eine „ganz normale, ordentliche Hardrockband“, sondern haben sich von ihrer eindeutigen neofaschistischen Vergangenheit nie deutlich distanziert, schlagen vielmehr Profit aus dieser und bedienen immer noch ein rechtsorientiertes Publikum unter dem sich viele offene Rassisten und Neofaschisten befinden. Ernst Krefft
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