: „Liebe taz...“ Niemals Skrupel an seiner Arbeit
Betr.: „Nazi-Gedenken im Schifffahrtsmuseum“, taz bremen vom 24.8.2000
Mit Recht kritisieren der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Schramm, Kulturstadtrat Weiß und Senatorin Adolf die Hellmuth-Walter-Ausstellung im Schifffahrtsmuseum als Ehrenfeier für ein strammes NSDAP-Mitglied. Die Ausstellung wurde immerhin zum 100. Geburtstag eines Mannes eröffnet, der schon 1931 – also zwei Jahre vor Hitlers Kanzlerernennung – in die Nazi-Partei eintrat.
Obwohl als führender Konstrukteur über den U-Boot-Krieg informiert, hat er niemals Skrupel an seiner Arbeit gehabt, die er nach dem Krieg sogar noch bei der NASA in den USA fortsetzte. Wie Raketenkonstrukteur Wernher von Braun beutete auch Walter Zwangsarbeiter in seinem Unternehmen aus und ließ Häftlinge im KZ-Neuengamme arbeiten.
Zu kritisieren ist vor allem: In der Ausstellung gibt es keine Informationen über die Folgen der Arbeit der Erfinder, also über den U-Boot-Krieg, der grausam war und Tausenden von Menschen den Tod brachte. Nur zwei Beispiele: Am 3. September 1939 torpedierte U 30 ohne Vorwarnung den britischen Passagierdampfer „Athenia“ auf der Fahrt nach Nordamerika und schickte über 100 Menschen in den Tod. Im März 1944 versenkte U 852 den in britischen Diensten fahrenden griechischen Frachter „Peleus“. Kapitänleutnant Eck folgte den Befehlen der faschistischen Marineführung und ließ auf die im Atlantik treibenden Schiffbrüchigen schießen.
Dr. Ernst Busche
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