: „Liebe taz...“ Bomben lösen keine Probleme
Betr.: „Grüne 6:2 für Fischer“ und Kommentar, taz vom 26.11.
So werden die Grünen nicht aus ihrer Krise kommen. Ihre Glaubwürdigkeit war bereits angeschlagen, als ein großer Teil 1994 die Bombenangriffe der NATO in Jugoslawien und den ersten Bundeswehreinsatz „out of area“ befürwortete. Zur Beteiligung am Golfkrieg haben sie lautstark geschwiegen, und vollends verloren sie ihre Glaubwürdigkeit, als es im April 1999 den ersten großen Krieg mit deutscher Beteiligung mitten in Europa gab. Dass der jetzige Krieg, wie ich das Bombenwerfen weiterhin nenne, die Probleme nicht löst, sondern eher das Gegenteil bewirken kann, sollte allen Grünen zu denken geben. Deshalb halte ich die Gleichsetzung eines nur militärischen Sieges über die Taliban mit der auch nicht in jeder Beziehung gelungenen Befreiung Deutschlands vom Faschismus für sehr problematisch. Beides ist im Grunde unvergleichbar. Der „Spagat zwischen Feldherrenhügel und Friedenstaube“ (G. Westerwelle) musste schief gehen, wenn die „Flexibilisierung des aufrechten Ganges“ (Kabarettist D. Hildebrand) zum Wohl von Staatsraison und Koalitionsdisziplin gelingen soll. Daher war der Beschluss des Parteitages und die Zustimmung der BremerInnen folgerichtig. Wer allerdings die Flugscharen wieder zu Schwertern umschmiedet, der darf sich nicht wundern, wenn ihm im freien Fall die Flügel verbrennen!
Wieland von Hodenberg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen