: Lichter der Großstadt
Viele Geh- und Radwege sind schlecht beleuchtet oder durch Bäume verdunkelt, so dass sich Passanten nachts unsicher fühlen. Baubehörde hört immer häufiger Beschwerden
Die Lichter der Großstadt sind trübe. Zwar beschweren sich Menschen zunehmend über „Lichtsmog“ – darüber dass die Nacht zum Tage gemacht wird und der Biorhythmus des Menschen durcheinander kommt. Doch mindestens ebenso groß dürfte der Ärger über finstere Ecken ausfallen und Fahrradwege, auf denen Radler mangels Sicht von jedem Wurzelaufwurf aus dem Sattel geschleudert werden. Das Problem hat mehrere Ursachen und ist weniger leicht zu lösen als es scheint.
Schlechte Beleuchtung beeinträchtigt das subjektive Sicherheitsempfinden. Das hat zum Beispiel eine Anhörung der Eimsbütteler SPD-Fraktion zum Thema „Sicherheitskonferenz für Eidelstedt?“ ergeben. „Vor allem wurde beklagt, dass in vielen Straßen die vorhandenen Laternen durch Baumkronen und Buschwerk verdeckt werden“, sagt die SPD-Bezirksabgeordnete Frauke Meyburg.
Sie hat eine Liste von Straßen vorgelegt, die mal wieder frisiert werden müssten. „Die Beschwerden haben nach unserem Empfinden zugenommen“, bestätigt Klaus-Peter Schäfer, Leiter des Projektbereichs Elektrotechnische Einrichtungen der Baubehörde. Bei ihm und seinem Kollegen Eckhard Grimm landen am Ende alle Klagen über mangelnde Beleuchtung. Grimm und Schäfer nehmen sie Ernst, relativieren aber ihre Bedeutung für das Thema Sicherheit. „Es gibt keinen wissenschaftlich haltbaren Zusammenhang zwischen Kriminalitätsentwicklung und Beleuchtung“, sagt Schäfer. Selbst das Sicherheitsempfinden hänge stärker vom allgemeinen Erscheinungsbild einer Straße ab als von ihrer Beleuchtung.
Grundsätzlich, so Grimm, sei der Senat nach dem Hamburgischen Wegegesetz verpflichtet, alle Verkehrsflächen zu beleuchten – Geh- und Radwege ebenso wie Straßen, mit Ausnahme der Wege in Parks. An sich kein Problem, wäre Hamburg nicht so stolz darauf, eine grüne Stadt zu sein: Weil die Lampen über den Fahrbahnen hängen, werfen Bäume und Büsche Schatten auf Geh- und Radwege. Der Wunsch, diese durch Auslichten aufzuhellen, führe zu einem „dauernden Kampf mit den Gartenbauabteilungen“, berichtet Schäfer.
Anfang der 80er Jahre hat der Senat überdies die Beleuchtung von 3.700 Nebenstraßen verringern lassen. Bei 30.000 Laternen wurde eine von ursprünglich zwei Leuchtstoffröhren entfernt. Die städtische Kasse entlastete das damals um eine Summe von etwa einer halben Million Mark.
Wegen der Beschwerden überlegen Grimm und Schäfer jetzt, ob es nicht sinnvoll sein könnte, wieder zwei Röhren einzusetzen. Dafür müsste der Senat jedoch rund 3,7 Millionen Euro investieren. Denn im Laufe der Jahre sind viele der Leuchten aus diversen Gründen ersetzt worden – konsequenterweise durch solche mit nur einer Lampenfassung. Gernot Knödler