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Libysche Spur verlor sich in Berlin

■ Voraussichtlich keine Anklageerhebung gegen Ahmad Hasi wegen Anschlags auf die Discothek „La Belle“ / Sprengstofflieferanten saßen vermutlich in der Syrischen Botschaft in Ostberlin / Kein Zusammenhang mit Anshlag auf „Deutsch–Arabische Gesellschaft“

Aus Berlin Kuno Kruse

Die „heiße Spur“ zu den Drahtziehern des „internationalen Terrorismus“, mit der der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika den Luftangriff auf die libyschen Städte Tripolis und Bengasi begründete, hat sich in Berlin verloren. Zu einer Anklageerhebung gegen den der Mittäterschaft verdächtigten Palästinenser Ahmed Hasi, der voraussichtlich noch in diesem Herbst wegen eines Sprengstoffanschlags auf die Deutsch–Arabische Gesellschaft im Stadtteil Kreuzberg vor dem Berliner Landgericht stehen wird, kommt es im Fall „La Belle“ nach undementierten Informationen der taz nicht mehr. „In der letzten Zeit,“ so der Berliner Justizsprecher Volker Kähne in vorsichtiger Formulierung, „sind keine wesentlich neuen Erkenntnisse hinzugekommen, die uns in die Lage versetzen, die Ermittlungen abzuschließen.“ Nach ersten trügerischen Erfolgsmeldungen lieferten die von der anfangs auf hundert Beamte erweiterten Staatsschutz–Sonderkommission akribisch gesammelten Indizien bis heute weder Täter noch Hintergründe des Mordanschlages, bei dem eine junge Türkin und ein schwarzer US–Soldat getötet und mehr als zweihundert Disco–Besucher teilweise schwer verletzt wurden. Ein angeblich zwischen Ost berlin und Tripolis geführtes Funkgespräch, vom CIA aufgefangen, vom Bundesnachrichtendienst entschlüsselt und als Bestätigung eines vollzogenen Anschlages interpretiert, kann vor der Strafprozeßordnung nicht bestehen. Eine Gemeinsamkeit der Anschläge auf die Deutsch–Arabische Gesellschaft Berlin (DAGB) und die außer von US–Amerikanern auch von vielen Ausländern frequentierte Discothek könnte lediglich in der Identität des dabei verwendeten Sprengstoffs liegen. Nach Informationen der Polizei war der in auffälliger Weise restlos verbrannte Sprengstoff in beiden Fällen nicht mehr nachweis bar. Der nach übereinstimmenden Aussagen der beiden des Anschlags auf die „Deutsch–Arabische Gesellschaft“ geständigen Palästinenser Ahmed Hasi und Farouk Salameh verwandte Sprengstoff sei ihnen in der syrischen Botschaft in Ost–Berlin ausgehändigt worden. Eine Aussage, auf die von syrischer Seite außergewöhnlich zurückhaltend reagiert wurde. Befehlshaber des Rachekommandos gegen die Deutsch–Arabische Gesellschaft sei Hasis in London lebender Bruder Nezar Hindawi gewesen. Von italienischen Justizbehörden wurde Hindawi inzwischen im Zusammenhang mit dem Prozeß um die Entführung des Kreuzfahrtschiffes „Achille Lauro“ als Verbindungsmann einer in verschiedenen europäischen Ländern, darunter Westberlin, operierenden Terrororganisation genannt. Zwischen Hindawi und Vertretern der sich unpolitisch gebenden Deutsch–Arabischen Gesellschaft soll es bei einem Besuch Hindawis in dem Kreuzberger Büro zu einem Disput über die Tätigkeit palästinensischer Befreiungsorganisationen gekommen sein. Hindawi habe dabei unterstellt, daß die Gesellschaft mit israelfreundlichen Kräften zusammenarbeite. Politische Beobachter halten einen derartigen „Bestrafungsakt“ gegen die DAGB, der man in Palästinenserkreisen Verbindungen nach Jordanien nachsagte, für denkbar.

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