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Liberia bekommt wieder eine Regierung

■ Anlauf zur Beendigung von vier Jahren Krieg / Schwierige Entwaffnung

Abidjan/Berlin (AFP/taz)

Im westafrikanischen Liberia soll heute ein fünfköpfiger Staatsrat die Macht übernehmen und so zum ersten Mal eine im ganzen Land akzeptierte Institution eingesetzt werden. Damit wird ein erster konkreter Schritt zur Beendigung des im Dezember 1989 begonnenen Bürgerkrieges unternommen. Von den rund zweieinhalb Millionen Liberianern sollen rund 150.000 Menschen in dem Bürgerkrieg getötet worden sein. Über eine halbe Million sind in die Nachbarstaaten Guinea, Elfenbeinküste und Sierra Leone geflohen. Liberia ist in Herrschaftsgebiete diverser Milizen geteilt.

Im Staatsrat werden zwei Vertreter der größten Gruppierung „Nationalpatriotische Front“ (NPFL) sitzen, die unter der Führung des Guerillachefs Charles Taylor rund zwei Drittel des Landes kontrolliert. Zwei weitere stellt die „Vereinigte Befreiungsfront“ (ULIMO), die im Westen des Landes aktiv ist. Das fünfte Mitglied, zugleich Vorsitzender des Rates, ist David Kpormakor, Vertreter der international anerkannten Übergangsregierung Liberias, die seit unter dem Schutz einer Westafrikanischen Eingreiftruppe (ECOMOG) die Hauptstadt Monrovia und die umliegenden Landstriche beherrscht.

Aufgabe des Rates ist die „Wiedervereinigung“ Liberias, damit am 7. September Präsidentschaftswahlen stattfinden können. Dafür müssen die auf insgesamt 60.000 Mann geschätzten Kämpfer der rivalisierenden Gruppen ihre Waffen an die Eingreiftruppe Ecomog übergeben, die insgesamt 17.500 Soldaten umfaßt – zumeist aus Nigeria. Seit Anfang letzter Woche ist die Ecomog dabei, ihr Operationsgebiet auf ganz Liberia auszudehnen. Ghanaische Soldaten rücken in den Ulimo-kontrollierten Westen vor, während in dem NPFL-kontrollierten Hinterland neu entsandte Einheiten aus Uganda und Tansania stationiert werden sollen. NPFL-Führer Taylor hatte sich zuvor gegen eine Entsendung nigerianischer Soldaten in „sein“ Gebiet gewehrt, da die nigerianische Armee 1992 und 1993 blutige Offensiven gegen die NPFL führte.

Die Möglichkeit, daß das Mißtrauen zwischen Nigeria und Taylor den neuen Friedensanlauf zerstört, ist denn auch sehr real. Ein ähnliches, im Juli 1993 geschlossenes Friedensabkommen war nie in die Tat umgesetzt worden. Neue Konflikte könnten vor allem daraus entstehen, daß die nigerianischen Ecomog-Kontingente in den Südosten des Landes entsandt werden sollen, wo vor wenigen Wochen schwere Kämpfe zwischen der NPFL und einer neuen Gruppierung namens „Liberianischer Friedensrat“ (PLC) ausbrachen. Der PLC besteht aus versprengten Soldaten des 1990 getöteten Staatschefs Samuel Doe. Vor ihrem Terror sind jetzt bereits 30.000 Menschen in die Küstenstädte der Region geflohen. D.J.

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