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Liberation

■ Dominique Pouchin, Chefredakteur von 'Liberation', Paris

„1973 wurde die 'Libe‘ gegründet. Die augenblickliche Form datiert vom 13.Mai 1981. Die Auflage beträgt 230.000 Exemplare, davon werden durchschnittlich 193.000 verkauft. Das bedeutet eine Steigerung von 18 Prozent gegenüber 1987. Das ist historischer Rekord, die stärkste Auflagensteigerung der französischen Presse überhaupt. Das liegt daran, daß 1988 mit den Präsidentschaftswahlen und den Wahlen zur Nationalversammlung ein sehr politisches Jahr war. Es gibt eine direkte Verzahnung zwischen den politischen Ereignissen und der Auflagensteigerung. Wir haben nur 8.000 Abonnenten. Die Zahl der Leser liegt bei einer Million. Wir haben 200 redaktionelle Mitarbeiter, 20 feste Korrespondenten, vollbezahlt sind sieben sowie eine Menge freier Mitarbeiter.

Unser Erfolgsrezept liegt in einem Magazin mit drei Elementen: Große Reportagen, repräsentative Erhebungen und Kommentare. Wir haben verstanden, daß man die Tagespresse in Frankreich modernisieren und ändern muß. Man muß Magazinelemente in die Tageszeitung integrieren. Dadurch können wir 'news‘ vertiefen - durch Analysen, Porträts, Umfragen und Reportagen. Ein wichtiges Element ist die Übertragung der Fortschritte audiovisueller Medien in die Welt der Presse. Die französischen Zeitungen haben fast alle ein klassisches feststehendes Arrangement in Rubriken, wir dagegen haben entschieden, unsere Zeitung wie ein Fernsehjournal aufzubauen. Die Zeitung wird aufgemacht mit dem, was wir das Ereignis des Tages nennen, ein Ereignis, das evidentermaßen wichtiger ist als alle anderen. Das kann ein Wirtschaftsgipfel, eine Wahl zur Nationalversammlung, der Krieg im Libanon, gelegentlich auch einmal der Auftritt eines Rockstars sein. Von da aus beginnt auch unsere Suche nach dem entscheidenden Foto, nach dem Look, wenn Sie so wollen. Man darf die Veränderung der Wahrnehmungsgewohnheiten eines sehr großen Publikums, die das Fernsehen geprägt hat, nicht ignorieren. Wer die ungeheure Rolle der audiovisuellen Medien nicht zu verstehen in der Lage ist, kann keine neue Zeitung zum Erfolg führen.“

Die Fragen stellten Frank Berberich und Benedict M. Mülder. Wir danken Werner Raith für seine Hilfe.

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