: Liberale Juden diskutieren über Frieden um Israel
„Tikkun“-Konferenz in Jerusalem: Israelische Friedensbewegung und jüdische Intellektuelle wollen „die Welt reparieren“ ■ Aus Jerusalem Amos Wollin
Unter dem Titel „Neue Strategien und Wegweiser für Frieden und soziale Veränderung“ begann gestern in Jerusalem eine Konferenz israelischer und amerikanischer Intellektueller und Politiker. Das Treffen wurde von Michael Lerner, dem Chef der amerikanischen liberal-jüdischen Monatsschrift 'Tikkon‘, eröffnet, dessen Redaktion die Konferenz veranstaltet.
In den fünf Tage dauernden Diskussionen sollen Fragen beantwortet werden wie: „Welche Möglichkeiten gibt es zur Stärkung der linken, progressiven Juden? Welche besonderen psychologischen und ethischen Bedürfnisse der Bevölkerung muß die israelische Friedensbewegung ansprechen? Wie ist es zu erklären, daß die „Friedenskräfte“ zwar über die besseren Argumente, nicht aber über die Unterstützung der Bevölkerungsmehrheit verfügen? Wie kann die israelische Linke die amerikanische Friedensinitiative für ihre Ziele nutzen?
Zur „Tikkun“-Konferenz, deren Name etwa „Die Welt reparieren“ bedeutet, kam eine große Anzahl liberaler amerikanischer Juden nach Israel. Der Organisator Michael Lerner legte der Versammlung unter dem Titel „Ansporn zum Frieden“ einen recht phantastisch klingenden Plan vor. Demnach soll die amerikanische Regierung Israel über den Zeitraum von fünf Jahren jährlich nicht weniger als fünfzehn Milliarden Dollar schenken. Das Geld soll zur Eingliederung jüdischer Einwanderer aus der Sowjetunion und zur Hilfe für die orientalischen Juden in Israel verwendet werden. Als Gegenleistung soll sich Israel verpflichten, mit den Palästinensern zu verhandeln. Ziel ist die Schaffung eines entwaffneten palästinensischen Staates, der von israelischen Streitkräften umringt ist, so daß er durch „Sicherheitszonen“ sowohl von Israel als auch von den arabischen Nachbarstaaten getrennt wäre. Nach dem Lerner-Plan sollen die USA dem künftigen palästinensischen Staat helfen, wirtschaftlich auf eingenen Füßen zu stehen. Unter den Teilnehmern, die diesen und andere Pläne diskutieren, aber nicht darüber abstimmen sollen, finden sich unter anderen der amerikanische Senator Paul Wellstone, die Knesset-Abgeordneten Schulamit Aloni, Jair Zaban und Haschem Mahmid und der Schriftsteller Amos Oz.
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