: Li Peng besucht Indien
■ Eingefrorene Beziehungen sollen wiederbelebt werden
Neu Delhi (dpa) — Mehrere Dutzend Exiltibeter wurden vorbeugend verhaftet, Ausländer müssen ihren Paß bei sich tragen: Indiens Hauptstadt Neu-Delhi bereitet sich auf die heute beginnende Visite des chinesischen Premierministers Li Peng vor — die erste eines chinesischen Regierungschefs seit 31 Jahren. Die Beziehungen zwischen Indien und China, deren Staaten ein Drittel der Menschheit beherbergen, sind keineswegs problemfrei. Mit dem Besuch wollen die beiden asiatischen Giganten ihre „überregionalen Interessen abstimmen“.
Zentral für das Verhältnis ist nicht etwa die politische Konkurrenz zwischen der „größten Demokratie der Welt“ und dem mit blutiger Hand regierten kommunistischen Riesenreich China. Auf das Massaker in Peking im Juni 1989 schwieg Indien auffallend. In Delhi wie in Peking ist man fest davon überzeugt, daß jede Form von Autonomie das gesamte Staatswesen gefährdet.
Jahrzehntealte Grenzkonflikte belasten das bilaterale Verhältnis viel stärker. In Kaschmir, etwas südlicher im Bundesstaat Uttar Pradesh und im nordöstlichen Arunachal Pradesh ist die Grenzlinie umstritten. 1962 kam es nach Provokationen beider Seiten zu einem kurzen Krieg, den die Chinesen gewannen, noch bevor die Inder merkten, daß er begonnen hatte. Indiens Verhandlungsposition ist denkbar schlecht, in weiten Bereichen reklamiert es von der britischen Kolonialmacht gezogene Grenzen, wie etwa die Mac- Mahon-Linie im Nordosten. In Kaschmir besetzte China das Aksai- Chin-Gebiet und baute quer durch das Hochplateau schon Anfang der fünfziger Jahre die einzige Verbindungsstraße zwischen Tibet und Sinkiang. Jahrelang wurde dies in Indien nicht einmal bemerkt.
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