: Leuchtende Torten
DESIGN VON NEBENAN (III) Jürgen Hansen produziert bunte Lampenschirme in Serie – mit einer Fräsmaschine
Mitteldichte Holzfaserplatten, bunte Priplakfolien und eine CNC-Fräsmaschine braucht der Hamburger Designer Jürgen Hansen für den tortenförmigen Lampenschirm No.1. Der sieht aus, als sei er klassischem 1920er-Jahre-Design nachempfunden. Tatsächlich aber entspringt die Lampe den Maßgaben der Produktionsmittel: der sperrigen Fräsmaschine.
So ist der Innenradius der Lampe mit seinen 8 Millimetern gerade so gewählt, dass die Oberfräse problemlos hineinkommt und sauber arbeitet. Ohne dass nachgeschliffen werden müsste. Schließlich will es sich der gelernte Bootsbauer und Handwerker Hansen nicht unnötig schwer machen. „Wenn es so 20 Minuten schneller geht, ist das vielleicht die Zeit, in der ich meinen Gewinn mache.“
Obwohl die meisten Lampen heute aus Asien kommen, lohnt sich ihre Herstellung wegen des geringen Materialaufwands auch hierzulande, sagt Hansen. Gerade um die Einrichtungs- und Möbelproduktion sei es momentan gut bestellt, so der Designer. „Denn bei der Wohnungseinrichtung fragen sich viele: Was kauft man, wenn man kein Ikea mehr will.“
Zu den Lampen kam Hansen, als er sich nach seinem Studium an der Hamburger Hochschule für bildende Künste die Fräsmaschine, die eigentlich aus der Werbetechnik kommt, anschaffte. Die Fräse war mit rund 40.000 Euro teuer und das Geld musste erst mal wieder rein kommen.
Zudem braucht das massive Gerät viel Platz. „Weil die Maschine eine ebenerdige Werkstatt erfordert, ist sie auch ein Klotz am Bein“, sagt Hansen. Dennoch ist die Rechnung aufgegangen: Mit der schnell und exakt arbeitenden Maschine füllt Hansen eine Nische, die auch für Auftragsarbeiten gefragt ist.
Für den vierstündigen Lampenzuschnitt legt Hansen die Platten auf und lässt das Gerät laufen. Bei seiner Arbeit geht es Hansen vor allem darum, die Stärken zu reduzieren, so dass sich das Material so weit wie möglich zurücknimmt – und der präzise Schnitt zum Kennzeichen seiner Produkte wird.
In seinem Werkatelier macht er neben den bunten Lampenschirmen auch Bücherregalsysteme, Frühstücksbrettchen und Firmenlogos, alles von der hochwertigen Einzelanfertigung bis hin zur Kleinserie. Auch Kunststoffe, Hartschaum, Holz, Messing und Aluminium bearbeitet er dabei. Im Luxussegment sieht sich Hansen dabei nicht. Freilich kann und will er auch nicht mit Billigheimern konkurrieren. Der Preis des Lampenschirms etwa liegt irgendwo dazwischen. Für 85 Euro gibt es ihn im Haushaltswarenladen Postel in der Weidenallee 27 in Hamburg.
LENA KAISER