: Leuchten und Kessel
■ Die Arbeiten des legendären Designers Richard Sapper sind ab heute im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen
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heute im Museum für Kunst und Gewerbe zu sehen
„Ich mache immer die gleichen Dinge: Werkzeuge für das Leben.“ Obwohl er keinen Wert darauf legt, daß jemand seinen Namen kennt, ist er doch eine Design-Legende: Richard Sapper. Die Arbeiten des Erfinders der „Tizio“- Leuchte und des „Alessi“-Flötenkessels sind ab heute im Museum für Kunst und Gewerbe zu bewundern.
Geboren wurde Richard Sapper in München, erst 1958 ging er ins Design-Mecca Mailand. Er ist einer jener Produktgestalter, die ihren Beruf niemals gelernt haben. Was Ordentliches sollte er werden und so kam er in den Fünfziger Jahren zum Studium der Betriebswirtschaft. Daneben hat er Maschinenbau gelernt und Philosophie bei Max Bense gehört. Seinen ersten festen Job bekam er allerdings in der Entwurfsabteilung von Daimler- Benz. Doch seine renaissancehafte Vielseitigkeit scheint eine gute Quelle für ein produktives Lebenswerk zu sein.
1992 wurde Richard Sapper mit dem Lucky Strike Designer Award ausgezeichnet und aus diesem Anlaß übernahm das Museum für Kunst und Gewerbe eine Ausstellung seiner Arbeiten. Vom ersten Entwurf, dem Rückspiegel des legendären Mercedes 300 SL Roadster von 1956 bis zum allerneuesten IBM-Computer sind auf einem von ihm entworfenen Tisch an die Hälfte seiner Entwürfe zu sehen: entweder als Produkte oder Modelle, mit den Teilen des Herstellungsprozesses ungewöhnlich interessant präsentiert.
Sappers Repertoire umfaßt ebenso postmodern gestylte Telefonhäuschen für die Telekom wie LKW-Achsen oder flach zusammenlegbare, in den Kleiderschrank hängbare Armlehnensessel. Zehn aus einfachem weißen Karton geschnittene Raumvisionen seiner Studenten lassen zudem in die Kreativitätsschulung des Akademielehrers blicken.
Seine Objekte sind nicht von einem uniformen Stil geprägt. Auf die Frage, was er am liebsten designt, antwortet er: „Immer das aktuelle Projekt in Arbeit. Wenn das Endmodell zum Werkzeugmacher geht, ist auch mein Interesse beendet. Das Produkt wird es dann erst in ein paar Monaten bis Jahren auf dem Markt geben. So lebe ich in meiner Arbeit immer in der Zukunft.“
Durch die unmittelbare Nähe zur Wirtschaft, die kein elfenbeinturmhaftes Selbstbelügen zuläßt, weiß Sapper nur zu gut um die aktuellen Probleme. Doch fürchtet er in der Rezession keinen schwindenden Markt für seine Arbeit: Die größeren sozialen Zusammenhänge drängten nach neuer Gestaltung. Mit dem „Rumpus room“ von 1986 wird auch ein Gesamt-Entwurf neuer Wohnformen gezeigt. Es ist ein zwar verspielt theatralischer aber doch faszinierender Treffpunkt von Möglichkeiten sozialer Aktivitäten: zugleich Meetingtisch und Werkbank, mit Schubladenarchiv und Warenlager, dem mittels Seilzügen ein breites Repertoire an
1Nützlichem — Barhocker, Chianti- Flasche, Bohrer — entnommen werden kann.
Doch Richard Sapper geht bei allen noch so komplexen Zusammenhängen immer zurück auf die grundsätzlichen Dinge. Auf die hochkompliziert formulierte Frage nach der wichtigsten Kompetenz in der Zukunft der Designdidaktik gab
1er vor kurzem in einer Umfrage eine genial-tröstliche Antwort, die jedwedes bereichsübliche Rechtfertigungsgeschwätz fortwischt: „Einen Bleistift in der Hand halten können.“ Hajo Schiff
Museum für Kunst und Gewerbe, bis 27. Juni; Katalog 35 Mark, Design Monographie der Raymond Loewy Stiftung 48 Mark
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