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Archiv-Artikel

Letzte Chance für Welterbe Wattenmeer

Bis nächsten Dienstag will der Hamburger Senat die „rechtlichen Fragen“ eines Antrages bei der Unesco noch einmal prüfen und dann entscheiden, ob er sich anschließt. Partnerland Schleswig-Holstein gibt sich optimistisch

Das Wattenmeer hat noch eine Chance Weltnaturerbe zu werden. Nach einem Treffen von Staatsräten und Staatssekretären aus Hamburg und Schleswig-Holstein, hat sich die Hansestadt bereit erklärt, ihre ablehnende Haltung zu überprüfen. Bei seiner nächsten Sitzung am Dienstag wolle sich der Senat mit den Ergebnissen befassen, sagte Ruth Henn von der Senatspressestelle. Sollte der Senat einer Bewerbung zustimmen, könnte der gemeinsame Antrag der Wattenmeer-Anrainerländer fristgerecht zum 1. Februar bei der Unesco in Paris eingereicht werden.

Vertreter der schleswig-holsteinischen Landesregierung versuchten bei dem Treffen, die Bedenken ihrer Hamburger Kollegen zu zerstreuen, dass der Status Weltnaturerbe den Küstenschutz erschweren und den Ausbau der Zufahrt zum Hamburger Hafen behindern könnte: „Wir sehen das durch die Weltnaturerbe-Anmeldung nicht gefährdet“, sagte der Sprecher des Kieler Umweltministeriums Christian Seyfert. Der Status Welterbe bedeute ja keinen zusätzlichen rechtlichen Schutz sondern nur eine Anerkennung der bisherigen Erhaltungsbemühungen.

Das Gespräch sei „positiv verlaufen“, resümierte Seyfert. Von einem „sehr konstruktiven Gespräch“ berichtete auch Henn. Es seien aber „noch rechtliche Fragen zu klären und abschließend zu entscheiden“. Die Kieler Landesregierung sei optimistisch, dass sich Hamburg am 15. Januar dem Antrag anschließen werde, sagte Seyfert.

Das Wattenmeer an der Nordseeküste ist das größte tideabhängige Sand- und Schlickwatt der Welt. In dem Gebiet zwischen Esbjerg und Den Helder leben viele bedrohte Tiere und Pflanzen. Die drei zu Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Hamburg gehörenden Teile genießen als Nationalpark bereits den größten nationalen Schutz.

Der grüne Bürgerschaftsabgeordnete Christian Maaß vermutet, dass politische Bedenken den Senat zögern lassen. Dieser habe Sorge vor der Debatte im Falle einer Infragestellung des Welterbe-Status. Wie die Dresdener Waldschlösschen-Brücke zeigte, garantiert der Titel höchste Aufmerksamkeit .

Allerdings sind die heutigen Ausnahmen vom Naturschutz Bestandteil der Anmeldung. Das geht so weit, dass Hamburg gut ein Fünftel seines Nationalparkanteils im Flächennutzungsplan als Hafengebiet ausgewiesen hat. „Wenn die nächste Elbvertiefung scheitern würde, dann wegen rechtlicher Regelungen, die heute existieren“, sagte Seyfert. GERNOT KNÖDLER