piwik no script img

Letterman will zurück ins FernsehenDer Gag-Verkäufer

David Letterman hat genug vom Rumsitzen: Im Januar will er endlich wieder seine "Late Show" auf CBS präsentieren. Noch aber streiken seine Autoren wie alle anderen in den USA.

Lettermans Pointenschreiber sollen mit besseren Vertragsbedingungen zurück an den Schreibtisch gelockt werden. Bild: dpa

BERLIN taz Zwei Monate Zwangspause müssen reichen. David Letterman (60) will am 2. Januar wieder auf Sendung gehen. Kollegen wie Jon Stewart, Jay Leno und Conan OBrien werden folgen. Amerika atmet auf.

Die Late Night Shows waren die ersten Opfer des Streiks der US-Drehbuchautoren, der am 5. November begonnen hat. Sie wollen mit dem Arbeitskampf unter anderem bessere Bezahlung für die Weiterverarbeitung ihrer Arbeiten im Internet und auf DVDs erreichen. Da ein Ende des Streiks nicht absehbar ist, will die Produktionsfirma laut USA Today einen vorübergehenden Vertrag mit dem amerikanischen Autorenverband abschließen, um die Letterman-Autoren zurück an ihre Schreibtische zu holen.

Schon am Abend des ersten Streiktags mussten CBS, NBC und Comedy Central Wiederholungen senden, da der Nachschub an frischen Pointen fehlte. Und ohne Gags keine Show.

Es liegt im Wesen von Late Night Shows, dass der Zuschauer denkt, der Moderator schüttele alle Sprüche und Gemeinheiten aus dem Ärmel und sei einfach begnadet schlagfertig. Das auch finanziell spürbare Defizit an Aufmerksamkeit für die Gag-Autoren ist also strukturell bedingt, leben Late Night Talker wie David Letterman doch von dem Missverständnis, in der Sendung sie selbst zu sein. Und die Kunst der Autoren besteht darin, ganz hinter diesen Bühnenfiguren zu verschwinden. "Ein echter Letterman" - ein größeres Kompliment gibt es für sie nicht.

Die "Late Show with David Letterman" konkurriert seit dem Sendestart 1993 mit Jay Lenos ebenfalls sehr erfolgreicher "Tonight Show" (NBC). Beide sind Zöglinge von Late-Night-Legende Johnny Carson. Dessen ursprünglich Letterman versprochene Nachfolge durfte schließlich Leno antreten - für ihn ein Ritterschlag, für Letterman dagegen eine herbe Schlappe. Er wechselte daraufhin aus Protest und auf Anraten Carsons von der NBC zur Konkurrenz von CBS, um gegen Leno anzutreten. Über die Rivalität der beiden drehte der Pay-TV-Sender HBO 1996 den Spielfilm "The Late Shift".

Harald Schmidt hat nie einen Hehl daraus gemacht, auf wessen Seite er steht. Seine Sat.1-Late-Night-Show war besonders zu Beginn sehr stark vom Lettermanschen Zynismus geprägt, und in einem Interview bekannte Schmidt 2003: "Letterman sehe ich immer noch fast täglich." Von Leno kein Wort.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!